Hungerstreikaktionen in Europa gehen weiter

Gegen die Isolationshaft des kurdischen Repräsentanten Öcalan finden in vielen europäischen Städten Hungerstreikaktionen statt. Uns erreichten neue Berichte aus Stockholm, Berlin und Oslo.

In vielen Städten in Europa, Kurdistan und der Türkei finden Hungerstreikaktionen gegen die Totalisolation des kurdischen Repräsentanten, PKK-Vorsitzenden und radikaldemokratischen Denkers Abdullah Öcalan statt. Nunmehr seit drei Jahren gibt es kein Lebenszeichen von Öcalan. Als Repräsentant von Millionen Kurd*innen stellt die Isolation Öcalans für große Teile der kurdischen Bevölkerung eine Isolation ihres politischen Willens statt. Daher nehmen die Aktionen gegen diese Isolation immer weiter zu.

Berlin: Diplomatische Treffen am 8. Tag des Hungerstreiks

Gestern trafen sich die Hungerstreikaktivist*innen in Berlin in der CDU-Zentrale mit dem Mitarbeiter der neuen Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer. Anschließend besuchte der stellvertretende Parlamentspräsident Südafrikas, Solomon Lechesa Tsenoli, die Hungerstreikenden.

Tsenoli: Eure Aktion für Öcalan hat eine große Bedeutung

Bei seinem Besuch im Demokratischen Kurdischen Gesellschaftszentrum (DKGZ) in Berlin erklärte Tsenoli: „Ich bin äußerst glücklich bei euch zu sein. Ich bin stolz, zusammen mit den Menschen hier zu sein, die ihre Körper dem Hunger aussetzen, um für Gerechtigkeit einzutreten. Ich halte eure Aktion für sehr wichtig. Sie hat die Qualität, die Weltöffentlichkeit zu erreichen.“

Wenn ein Mensch, der für Frieden kämpft, so lange im Gefängnis bleibt, wie kann es dann Frieden geben?

Tsenoli schloss sich den Forderungen der Hungerstreikenden an und sagte, die sofortige Freilassung Öcalans sei dringend geboten: „Wenn ein Mensch, der für Frieden kämpft, so lange im Gefängnis bleibt, wie kann es dann Frieden geben? Diese Kampagne ist eine Friedenskampagne und für Herrn Öcalan von größter Bedeutung. Wir als südafrikanische Kommunisten unterstützen die Kampagne. Denn die Isolation Öcalans heute ähnelt der Behandlung Mandelas, und solche Kampagnen haben den Weg zur Freiheit Mandelas geöffnet. Die Welt muss sehr genau wissen, dass das kurdische Volk Öcalan als seinen Repräsentanten ansieht. Er hat uns die Realität in Kurdistan, und was dort geschieht, gezeigt. Ich bin davon überzeugt, dass mit Öcalans Ideen und Projekten der Frieden im ganzen Mittleren Osten kommt. Insofern ist die Freiheit Öcalans eine Angelegenheit der gesamten Menschheit.“

Kundgebung am Brandenburger Tor

Die Hungerstreikenden versammelten sich um 15.00 Uhr am Brandenburger Tor zu einer Kundgebung. In Reden wurde das Ziel der Aktion beschrieben, außerdem wurde getanzt. Die Teilnehmer*innen riefen immer wieder „Mörder Erdoğan, hau ab aus Kurdistan,“ „Alle Besatzer raus aus Kurdistan“ und „Bijî Serok Apo“.

Hungerstreik in Oslo

Auch in der norwegischen Hauptstadt Oslo findet ein Hungerstreik statt. Gesten wurde die Aktion vor dem Parlament vom Abgeordneten der Sozialistischen Partei Freddy Andre Øvstegård besucht. Øvstegård hielt eine Rede auf der Kundgebung und erklärte, er verfolge die Situation der Kurd*innen schon viele Jahre und wisse, wie lange die Kurd*innen schon einen sehr schweren Kampf führen. Er sagte: „Die Erdoğan-Regierung verletzt systematisch Menschenrechte, die HDP-Mitglieder werden inhaftiert, in den kurdischen Städten finden permanent Provokationen statt und die Errungenschaften der Kurden in Syrien werden angegriffen.“ Øvstegård betonte, Erdoğan benutze antidemokratische Praktiken, um seine Macht auszubauen, und wies auf die Mitverantwortung Norwegens als NATO-Partner der Türkei hin. Er erwarte den sofortigen Stopp der Waffenlieferungen an die Türkei und kündigte an, entsprechende Fragen an die Außenministerin zu stellen.

Stockholm: Kurdische Frauen aktiv gegen Isolationshaft

In der schwedischen Stadt Stockholm versammelten sich kurdische Frauen. Eine der Frauen zog ein weißes Gewandt an und flocht sich Lichter ins Haar, um an die Heilige Lucia zu erinnern, deren Feiertag am 13. Dezember insbesondere in Schweden mit Lichtriten gefeiert wird. Die Teilnehmer*innen trugen Bilder von Leyla Güven und trugen eine Solidaritätserklärung mit Güvens Hungerstreik vor.

Gleichzeitig hat der 9. Tag des Hungerstreiks gegen die Isolation von Öcalan begonnen. Der außenpolitische Sprecher der schwedischen Linkspartei Hokan Svenneling besuchte die Zeltaktion und betonte, man werde sich weiter darum bemühen, dass die PKK von der EU-Terrorliste genommen wird und er die Forderungen den Hungerstreikenden unterstützte. Auch die Vertreter*innen der Leitung der Schwedischen Alevitischen Föderation besuchten den Hungerstreik und erklärten ihre Solidarität.