Humanitäre Hilfe: Türkei öffnet Grenzübergang zu Armenien

30 Jahre lang waren die Grenzen zwischen Armenien und der Türkei geschlossen. Um Hilfen für die Überlebenden des Erdbebens in der Türkei zu sichern, wurden nun die Grenzen geöffnet.

Zur besseren Versorgung der Überlebenden nach der Erdbebenkatastrophe hat die Türkei einen Grenzübergang zu Armenien geöffnet – trotz einer tiefen Feindschaft zum Nachbarland. Wie der Pressesprecher des armenischen Außenministeriums Vahan Hunanyan mitteilte, passierten mehrere Lastwagen mit humanitärer Hilfe am Samstag die Margara-Brücke, die zum Grenzposten in die Provinz Reşqelas (tr. Iğdır) führt. Zuletzt war das 1988 nach einem Beben in der Ex-Sowjetrepublik Armenien möglich gewesen. Die Landgrenze zwischen der Türkei und Armenien ist seit 1993 geschlossen.

Der armenischstämmige HDP-Abgeordnete Garo Paylan zeigte sich erfreut. „Lassen Sie uns etwas Gutes aus dieser großen Katastrophe herausholen. Solidarität rettet Leben!“, schrieb der Politiker im Kurznachrichtendienst Twitter. Zuvor hatte die Regierung in Jerewan 27 Helfer in das türkische Erdbebengebiet entsandt, um bei der Rettung von Verschütteten zu helfen. „Ungeachtet der schwierigen Beziehungen und Lage hat Armenien die helfende Hand ausgestreckt und seine Bereitschaft erklärt, humanitäre Hilfe sowohl der Türkei als auch Syrien zu leisten“, sagte Außenminister Ararat Mirsojan. Das Rettungsteam aus Armenien ist in der kurdischen Provinz Semsûr (Adıyaman) im Einsatz, die bis 1915 einen hohen armenischen Bevölkerungsanteil hatte.

Die Hilfe Armeniens ist angesichts der Spannungen zwischen Ankara und Jerewan in mehrerer Hinsicht bedeutsam: Rund 1,5 Millionen Armenierinnen und Armenier wurden Opfer eines jungtürkischen Genozids, der im Wesentlichen zwischen 1915 und 1917 stattfand. Darüber hinaus ist die Türkei der engste politische und militärische Verbündete Aserbaidschans. Armenien beklagt seit Jahrzehnten kriegerische Aggressionen seitens der Ex-Sowjetrepublik. Meist ging es bei dem Konflikt um die armenische Enklave Bergkarabach.

Zentralrat der Armenier in Deutschland sammelt Spenden

Auch in Syrien unterstützen armenische Helfer die Such- und Rettungsarbeiten. Schon seit Jahrhunderten ist das Land auch Heimat für die armenische Gemeinschaft. Vor allem während des Genozids von 1915 war Syrien ein wichtiger Schutz- und Zufluchtsort der verfolgten Minderheit. Auch deshalb bittet der Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V. (ZAD) um Mithilfe für die Erdbebenopfer und sammelt Spenden:

„Auch die Lebenssituation der armenischen Gemeinschaft in Syrien, die wegen des Bürgerkrieges seit über zehn Jahren ohnehin schwere Zeiten erlebt, hat sich dramatisch verschlimmert. Infolge der Beben wurden 80 Prozent der Wohngebäude in Aleppo beschädigt, was sowohl die existenziellen Umstände als auch das gemeinschaftliche Leben der dort ansässigen Armenier vor nicht zu bewältigende Herausforderungen stellt.

Wohnungen, Arbeitsplätze, Kirchen, Schulen, Sporthallen und andere Einrichtungen sind beschädigt oder zerstört. Sieben Armenier haben ihr Leben verloren, viele sind vermisst gemeldet, Rettungsbemühungen dauern an. Bei den Minustemperaturen müssen die Menschen in den Notunterkünften mit dringend Lebensnotwendigem versorgt werden: Lebensmittel, Milch, Windeln, Medikamente, Winterjacken,-Socken, Wolldecken, Kissen, Matratzen, Schlafsäcke.“

Die Spenden werden auf das Konto des Zentralrats erbeten. Alle gesammelten Gelder will der ZAD an das armenische Hilfswerk weiterleiten, das vor Ort im Einsatz ist. Die Bankverbindung lautet:

Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V.

Sparkasse Leverkusen

IBAN: DE12375514400118365543

BLZ: 375 514 40

Konto Nr. 118 365 543

Verwendungszweck: Notlage Erdbeben