Hannover: Mahnwache gegen den Angriffskrieg der Türkei

Vor dem türkischen Konsulat in Hannover fand eine nächtliche Mahnwache statt, um gegen die völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei in Kurdistan zu protestieren.

„Kurdistan gegen Besatzung und Verrat verteidigen!“

Von 17 Uhr bis Sonnenaufgang fand vor dem türkischen Konsulat in Hannover gestern eine Mahnwache statt, um gegen die völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei zu protestieren. Die Demonstrierenden wandten sich gegen die militärischen Operationen der Türkei in den Nachbarländern Irak und Syrien. Diese Angriffe erfolgen unter stillschweigender Duldung der internationalen Gemeinschaft und mit aktiver Unterstützung westlicher Staaten sowie Russlands. Aber auch lokale Akteure wie der in der Kurdistan-Region des Irak (KRI) herrschende Barzani-Klan und seine PDK sind beteiligt.

Die zentrale Forderung der Mahnwache, die von der feministischen Organisierung „Gemeinsam Kämpfen - Für Selbstbestimmung und Autonomie“ und der Kampagne Women Defend Rojava organisiert wurde, lautete „Kurdistan gegen Besatzung und Verrat verteidigen!“. In der Eröffnungsrede wurde der jüngste Drohnenangriff des türkischen Staates in der ezidischen Şengal-Region thematisiert. Bei dem Angriff auf ein Fahrzeug der ezidischen TV- und Radiosender Çira TV und Çira FM waren sechs Menschen teils schwer verletzt worden, darunter auch zwei Journalist:innen. Einer von ihnen, Murat Mîrza Ibrahim, erlag später seinen Verletzungen.

Die Demonstrierenden prangerten die systematische Zerstörung und Vertreibung in den kurdischen Gebieten an. „Der türkische Staat und seine Besatzungstruppen wollen alle Errungenschaften der kurdischen Freiheitsbewegung auslöschen. Sie greifen zivile Siedlungsgebiete, Wälder, Tiere und alle Lebewesen in Kurdistan an“, hieß es in einer Rede. Weiter wurde betont, dass Dörfer entvölkert, Wälder niedergebrannt und die Natur unwiederbringlich zerstört würden. Die türkische Armee setze islamistische Söldner ein, um Massaker zu verüben. Die PDK erweise sich bei diesem schmutzigen Krieg in Kurdistan als Kollaborateurin.

Um auf die brennende Situation in der KRI auch visuell aufmerksam zu machen, errichteten die Teilnehmenden der Kundgebung mit verkleideten Scheinwerfern symbolische Feuer. Eine Beteiligte erklärte dazu: „Die Feuer stehen für die brenzlige Situation, in der sich Südkurdistan gerade befindet. Gleichzeitig symbolisieren sie den Widerstand, der sowohl von der Guerilla als auch von der Zivilbevölkerung, wie etwa durch Straßenblockaden in Behdînan, geleistet wird. Mit diesem Widerstand solidarisieren wir uns ausdrücklich.“

Die Teilnehmer:innen der Mahnwache wiesen darauf hin, dass enorme Summen für diesen Krieg ausgegeben würden, während die ärmeren Bevölkerungsteile der Türkei die Wirtschaftskrise zu spüren bekämen. Das Ziel des türkischen Staates sei Besatzung und Annexion, so die Protestierenden. „Weil die faschistische AKP/MHP-Regierung in ihrem Vernichtungsfeldzug von internationalen Mächten - allen vorweg der BRD - unterstützt wird, hat dieser Krieg auch eine globale Dimension.“

Zusätzlich forderten die Demonstrierenden ein Ende der Vernichtungsangriffe, die Freilassung von Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage. Trotz strenger polizeilicher Auflagen konnte die Mahnwache bis in die frühen Morgenstunden um 6 Uhr fortgesetzt werden. Die Teilnehmenden nutzten die Zeit, um Passant:innen, die sich interessiert zeigten, über den andauernden Vernichtungskrieg aufzuklären und ihre Botschaft zu verbreiten.