Hanau: Erinnerung, Aufklärung, Gerechtigkeit, Konsequenzen

Vor sechs Monaten sind in Hanau neun junge Menschen aus rassistischen Gründen ermordet worden. Heute wird bundesweit an sie erinnert, am Samstag findet eine zentrale Demonstration statt. Auch der kurdische Dachverband KON-MED ruft zur Teilnahme auf.

Am 19. Februar 2020 hat ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen aus rassistischen Gründen getötet. Bundesweit finden heute Gedenkaktionen statt. Für Samstag ist eine Großdemonstration in Hanau angekündigt. Auch dezentral sind am Wochenende Demonstrationen geplant.

Der kurdische Dachverband KON-MED ruft dazu auf, das Gedenken an die Toten von Hanau lebendig zu halten und weitere rassistische Massaker zu verhindern. „Wir sind wütend und traurig“, schreibt KON-MED in seinem Aufruf und weist auf die Verbrechen des NSU, den Anschlag von Halle und den Mord an Walter Lübcke hin, aus denen nicht die notwendigen Lehren gezogen worden sind. Die Bundesregierung und die politischen Parteien werden aufgefordert, ihrer Verantwortung nachzukommen und Faschismus, Antisemitismus und Rassismus wirksam zu bekämpfen. Die kurdische Bewegung setze sich für ein friedliches Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen ein, die deutsche Kriminalisierungspolitik gegen kurdische Einrichtungen und Organisationen müsse beendet werden, so KON-KURD.

Der Dachverband spricht den Überlebenden und den Angehörigen der Toten von Hanau erneut sein Mitgefühl aus und ruft zur Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen und Demonstrationen auf.

Gedenken am Mittwoch, dem 19. August 2020

Hanau Marktplatz
16:00-19:00 Uhr – Zusammenkommen
19:02 Uhr – Gedenken

Bundesweit

– Aachen: 18:00 Uhr | Am Elisenbrunnen
– Bamberg: 18:00 Uhr | Gabelmann
– Bensheim: 19:00 Uhr | Marktplatz
– Berlin: 18:00 Uhr | Hermannplatz – https://www.facebook.com/events/711959492979774
– Bielefeld: 18:00 Uhr | am Kesselbrink
– Bremen: 19:00 | Huckelriede
– Chemnitz: 16:00-19:00 Uhr | Straße der Nationen/Höhe Johannisplatz (gegenüber vom Roten Turm)
– Darmstadt: 18:30 | Kantplatz
– Dietzenbach: 17:30 Uhr | Europaplatz
– Dortmund: 18:00 Uhr | Friedensplatz
– Erfurt: 17:30 Uhr | vor der Staatskanzlei
– Essen: 18:00 | Hirschlandplatz
– Frankfurt: 17:30 Uhr | Opernplatz und 19:00 | Hauptwache
– Friedberg: 18:00 Uhr | Elvis-Presley-Platz
– Fulda: 17:00 Uhr | Universitätsplatz
– Goslar 17:00 | Jakobikirchhof / 38640
– Göttingen: 20:00 Uhr | an der OM10
– Hagen Hauptbahnhof: 18:00 | Berliner Platz
– Hamburg: 18:00 | S-Bahnhof Veddel zum Stübenplatz, https://hamburgnachhanau.noblogs.org/demo-19-08-in-hamburg/
– Hannover: 19:00 Uhr | Platz der Göttinger Sieben
– Hitzacker: Gedenkveranstaltung am 19.8.
– Hofheim/Taunus: 17.30 | Platz am Untertor
– Karlsruhe: 18:00 | Waldstraße Ecke Kaiserstraße
– Kassel: 17:30 | Rathaus
– Köln: 19:00 Uhr | Keupstrasse
– Krefeld: 18:00 Uhr | Bahnhofsplatz/Ostwall
– Landau/Pfalz: weitere Informationen in Kürze
– Mannheim: 18 Uhr | Paradeplatz
– München: 19:00 Uhr | Georg-Frendorfer-Platz
– Nürnberg: 18:00 Uhr | Kornmarkt
– Offenbach: 18:00 Uhr | Rathaus
– Osnabrück: 19:00 Uhr | vor dem Landgericht/Kollegienwall
– Regensburg: 18:00 Uhr | Neupfarrplatz
– Saarbrücken: 18:00 | Europagalerie
– Seligenstadt: 18:30 | Marktplatz
– Stuttgart: 18:00 Uhr | Schlossplatz
– Wuppertal: 16:00-18:00 | Platz Alter Markt

Demonstrationen und Gedenken am Samstag, 22. August 2020

Hanau: 13:00 Kesselstadt, Beginn der Demonstration

Parallel in anderen Städten:

Hamburg: 16:00 Uhr | Halskestr.72
Potsdam: 14:00 Uhr | Luisenplatz

Rostock: 28. Jahrestag der Pogrome in Rostock/Lichtenhagen
Wien: 17:00 Uhr | Christian-Broda-Platz – Demonstration

Informationen aus Hanau

Die „Initiative 19. Februar Hanau“ hat Informationen zur Organisation, zum Ablauf und Charakter der Demonstration und Kundgebung, zur An- und Abreise sowie zu den Corona-Regelungen zusammengestellt:

Schlafplätze zwischen 21. und 23. August

Um Euch auch aus der Ferne eine möglichst einfache An- und Abreise zur Demo zur ermöglichen, versucht die Initiative 19. Februar für Euch Schlafplätze vom 21. bis 23. August zu organisieren. Ein Großteil ist auf einem Platz zum Zelten in Hanau lokalisiert. Weitere Schlafmöglichkeiten wird es außerdem in Offenbach, Frankfurt am Main, Hanau und Umgebung geben. Selbstverständlich werden hier alle Empfehlungen in Zeiten der Covid-Pandemie eingehalten. Mitbringen müsstet ihr hierfür ein Zelt, sowie Isomatte und Schlafsack. Von dem Platz selbst sind es nur wenige Minuten zum Startpunkt der Demonstration. An- und Abreise könnt ihr flexibel gestalten.
Wir benötigen von Euch für die Anmeldung die folgenden Angaben:
- Wie viele Tage wollt ihr bleiben? Wann reist ihr an?
- Wie viele Menschen meldet ihr an?
- Über welche Handynummer können wir Euch oder Eure Reisegruppe
erreichen?
Schickt diese Angaben bitte möglichst zeitnah an [email protected]. Meldet Euch auch gerne, falls ihr Fragen haben solltet!

Aufstellung zur Demonstration

Die Demonstration beginnt um 13 Uhr in Hanau-Kesselstadt in der Karlsbader Strasse (in unmittelbarer Nähe des zweiten Tatortes vom 19. Februar).
An der Ecke Karlsbader Strasse/Dresdener Strasse wird sich die Demonstrationsspitze mit den Angehörigen, Überlebenden und engen FreundInnen und UnterstützerInnen (sowie einem Lautsprecherwagen) aufstellen und wir bitte alle, sich dahinter (!), also im weiteren Verlauf der Karlsbader Strasse und dem Lidl-Parklatz einzureihen. Wir werden dann gegen 13.30 Uhr Richtung Burgallee und weiter Richtung Innenstadt loslaufen. 

Anreise mit gecharterten Bussen

Wir haben mittlerweile die Ankündigung von mindestens 10 Bussen aus mehreren Städten. Die Busse sollen bitte alle über die Kesselstädter Strasse und dann - wichtig! - über die Kirchhofstrasse den Aufstellungsbereich anfahren und die TeilnehmerInnen an der Ecke Kantstrasse aus den Bussen aussteigen lassen. Von dort ist es nur wenige Meter zu Fuß bis zur Karlsbader Strasse. Die Busse möchten bitte unbedingt in der anderen Richtung (also über die Kant-, Karl- und Königsbergerstrasse) Kesselstadt Richtung Hanauer Innenstadt wieder verlassen. Zum Park- und Abfahrtsplatz nach der Demonstration finden sich unten weitere Informationen.

Anreise mit PKWs

Es kann gut sein, dass in Kesselstadt schnell alle Parkplätze belegt sind und die Demonstration endet ja in der Innenstadt (und der Busverkehr zurück Richtung Kesselstadt wird sicher erst am späteren Abend wieder aufgenommen). Wer also etwas früher anreisen kann, sollte entsprechend lieber in der Nähe der Innenstadt oder in einem Parkhaus parken und zum Demonstrationsstart laufen (Fußweg aus der Hanauer Innenstadt ca. 3 km, also 15 bis 20 Minuten).

Anreise mit Bahn und öffentlichem Nahverkehr

Der Westbahnhof in Hanau liegt Kesselstadt am Nächsten (2 km) und von dort ist der Startpunkt der Demonstration zu Fuß in 10-15 Minuten zu erreichen.
Vom Hanauer Hauptbahnhof fährt die Buslinie 5 direkt nach Kesselstadt, aber diese dürfte spätestens um 12.45 eingestellt bzw. umgeleitet werden. Wer diesen Bus benutzen will, sollte ebenfalls etwas früher anreisen.
Vom Hauptbahnhof fahren weitere Busse in die Hanauer Innenstadt, und z.B. vom Marktplatz ist der Fußweg nach Kesselstadt ebenfalls nur 15 bis 20 Minuten.

Route, Ablauf und Charakter der Demonstration

Die Demonstration wird wie oben erwähnt in Kesselstadt in der Karlsbader Strasse beginnen und dann über die Burgallee, Landstrasse, Philippsruher Allee, Kanaltorplatz, Römerstrasse, Heumarkt (1. Tatort am 19. Februar!), am Frankfurter Tor, Sternstrasse zum Freiheitsplatz führen. Dort soll um ca. 15 Uhr die Kundgebung beginnen.
Wie in den Aufrufen bereits angekündigt, bitten wir alle TeilnehmerInnen, für diese Demonstration auf National- und Parteifahnen zu verzichten. Des Weiteren wünscht sich der Vorbereitungskreis von Angehörigen, Überlebenden und UnterstützerInnen, dass es keine festen Blöcke mit einheitlichen Fahnen oder Symbolen geben sollte. Vielmehr soll die Demonstration ein offenes Bild der Gesellschaft der Vielen vermitteln, in dem die Namen und Gesichter der neun Opfer sowie die Forderungen nach Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen überall sichtbar sind. Natürlich sind vielfältige Transparente oder Schilder erwünscht, die diese Forderungen aus Hanau aufgreifen oder auch mit anderen antirassistischen und antifaschistischen Kämpfen verbinden.
Entsprechend sollten auch die Slogans und Sprechchöre auf der Demonstration ausgerichtet sein. Wir sind traurig, ernst und wütend über das, was am 19. Februar geschehen ist. Und dass es nicht verhindert wurde. Wir wollen laut und entschieden zum Ausdruck bringen, dass „Hanau" nicht eine weitere Zwischenstation in der Kette rassistischer Terroranschläge werden darf, sondern zur Zäsur und Endstation gemacht werden muss.

Corona-Bedingungen

In den Anmeldegesprächen mit dem Ordnungsamt und der Polizei spielten die Hygiene- und Abstandsregelungen eine zentrale Rolle. Wir bitten dringend, dass alle TeilnehmerInnen während der Demonstration und Kundgebung einen Mund-Nasen-Schutz tragen und so gut wie möglich Abstände einhalten. Die Demonstration wird sich dadurch in die Länge ziehen, aber das ist unvermeidlich und wir haben genug Zeit eingeplant, um die Demonstration auch mit diesen Abständen in die Hanauer Innenstadt zu führen.
Es werden am Rande der Demonstration sehr viele OrdnerInnen mit unterwegs sein, die - sofern notwendig - immer wieder auf die Schutzmaskenpflicht und die Abstände hinweisen werden. Auch die beiden Lautsprecherwägen werden immer wieder daran erinnern. Wir bitten Alle mitzuwirken und mitzuhelfen, dass diese notwendigen Regelungen eingehalten werden.

Ablauf und Redebeiträge auf der Kundgebung

Auf dem Freiheitsplatz wird am 22.8. eine große Bühne mit Lautsprecherboxen an verschiedenen Stellen aufgebaut sein, damit der Kundgebung von allen Stellen dieses großen Platzes und des (dafür frei gehaltenen) Busbahnhofs zugehört werden kann. Wir bitten also Alle, sich auf dem gesamten Platz aufzuteilen, um damit vor allem dem hinteren Ende der Demonstration ebenfalls zu ermöglichen, auf den Platz zu gelangen und dennoch die notwendigen Abstände einzuhalten.
Um 15.00 Uhr soll die Kundgebung beginnen und die ersten 45 Minuten wird die Bühne  den Angehörigen und Überlebenden des 19. Februar sowie engen FreundInnen gehören. In einem zweiten Teil werden Betroffene rassistischer Anschläge aus anderen Städten reden, u.a. aus Wächtersbach, Halle und Mölln. Schließlich gibt es noch einen Beitrag aus dem Bereich des Sports, um die breitere gesellschaftliche Solidarität zum Ausdruck zu bringen.
Im Vorbereitungskreis haben wir uns bewusst für diesen Ablauf und gegen SprecherInnen aus der Politik oder von etablierten Organisationen entschieden. Ein zentrales Ziel des Tages ist, dass die Betroffenen gehört werden, deshalb gehört Ihnen die Bühne.
Da es sehr viele Betroffene sind, die sprechen wollen, und wir dem den Vorrang vor allem anderen geben, wäre an alle, die sehr gerne gesprochen hätten und es hier leider nicht werden tun können, die Bitte gerichtet, sowohl zuvor als auch danach in den eigenen Städten Aktionen zu machen und dort zu sprechen. Dieser Prozess der Organisierung über den Tag der großen Demonstration hinaus ist allen in Hanau sehr wichtig.
Die Kundgebung wird mit einzelnen Liedern zwischen 17 und 17.30 Uhr beendet werden (es wird aber kein Abschlusskonzert oder ähnliches stattfinden).

Abreise mit gecharterten Bussen und öffentlichem Nahverkehr

Die gecharterten Busse können - einige Minuten Fußweg entfernt von der Kundgebung am Freiheitsplatz - im Bereich des Schlossplatz und in der Strasse Im Schlosshof (Nähe Karl-Rehbein-Schule und Congress Park Hanau) ab 16 Uhr anfahren und parken, um dort die Teilnehmerinnen der Demonstration wieder aufzunehmen und abzufahren.
Der öffentliche Busverkehr wird für die Dauer der Kundgebung unterbrochen und sicherlich auch erst einige Zeit nach Ende der Kundgebung wieder anlaufen. Insofern sollten sich alle TeilnehmerInnen darauf einstellen, entweder über den nahegelegenen Westbahnhof (8 Minuten Fußweg vom Freiheitsplatz) abzufahren oder bis zum Hanauer Hauptbahnhof zu laufen (ca. 25 Minuten Fußweg vom Freiheitsplatz).