Guardian: 2.000 syrische Dschihadisten nach Libyen entsandt
Nach Berichten des Guardian hat die Türkei 2.000 ihrer SNA-Söldner aus Syrien zur Unterstützung des Sarradsch-Regimes in den Maghrebstaat Libyen verlegt.
Nach Berichten des Guardian hat die Türkei 2.000 ihrer SNA-Söldner aus Syrien zur Unterstützung des Sarradsch-Regimes in den Maghrebstaat Libyen verlegt.
Die Türkei hat bereits 2.000 Söldner aus Syrien zur Unterstützung des libyschen Sarradsch-Regimes gegen den von Russland, Ägypten und Frankreich gestützten General Haftar in den Maghrebstaat verlegt. Claudia Gazzini, leitende Analystin für Libyen bei der International Crisis Group warnt, dass die Rechnung der Türkei nicht aufgehen könne: „Das ist eine ganz andere Situation als in Syrien. Die antitürkische Stimmung ist wegen der Intervention Ankaras bereits stark und könnte sich dadurch noch verstärken, was zu Haftars Gunsten wäre.“
Ein erster Trupp von 300 Söldnern der zweiten Division der sogenannten „Syrischen Nationalarmee“ (SNA), einem von der Türkei kommandierten Milizbündnis aus IS- und Al-Nusra-Dschihadisten, hatte Syrien bereits am 24. Dezember über den Grenzübergang Bab al-Hawa bei Kilis verlassen. Am 29. Dezember folgten weitere 350 von ihnen. Aus der Türkei werden die Islamisten in die libysche Hauptstadt Tripolis geflogen, von wo sie an die Frontstellungen im Osten der Stadt verlegt werden.
Weitere 1.350 Söldner überquerten am 5. Januar die türkische Grenze. Etliche von ihnen wurden seither nach Libyen verlegt, während andere noch in Lagern in der Südtürkei ausgebildet werden. Auch Anhänger der Miliz Faylaq al-Sham bereiten sich auf ihre Verlegung nach Libyen vor. Quellen des Guardian innerhalb der „SNA“ berichten, dass die Söldner Sechsmonatsverträge erhalten und monatlich 2.000 Dollar verdienen werden. Im Vergleich zu den etwa 100 Dollar monatlich in Syrien ist das ein Vermögen. Darüber hinaus wurde ihnen die türkische Staatsbürgerschaft versprochen.
Die Türkei zahlt auch die Behandlungskosten für verletzte Soldaten und ist für die Rückführung der Toten nach Syrien verantwortlich. Mindestens vier Syrer sind bereits in Libyen gestorben, wie der Guardian bestätigen kann. Im vergangenen Monat tauchten in den sozialen Medien Telefonaufnahmen von Männern mit syrischem Akzent auf, die behaupteten, in Tripolis zu sein. Einer von ihnen sagt: „Die Freie Syrische Armee ist in Libyen, um den Islam zu verteidigen.“ Ein anderer sagt: „Wir haben dieses ganze Militärlager von Haftars Streitkräften befreit“, bevor er sich an einen Kollegen wendet und fragt: „Wie heißt er? Haftar? Hantar?“
Sowohl Ankara als auch Tripolis haben wiederholt die Anwesenheit syrischer Kämpfer in Libyen geleugnet, ebenso wie der dschihadistische Zusammenschluss SNA. Nach Kenntnis von Guardian wurde den Söldnern verboten, ihren Aufenthaltsort über soziale Netzwerke bekannt zu geben.
Die Türkei selbst hat bisher nur 35 Soldaten in „beratender Funktion“ nach Tripolis geschickt, erklärte der türkische Regimechef Tayyip Erdoğan letzte Woche. Der Einmarsch in Libyen findet nur wenig Unterstützung in der türkischen Öffentlichkeit. Die AKP-Regierung will den Krieg offensichtlich mit Söldnern führen und so Erdoğans Ankündigung, Haftar „die Lektion erteilen, die er verdient“ umzusetzen.
Berichten zufolge war das Sarradsch-Regime anfangs zögerlich, syrische Kämpfer anstelle der türkischen Truppen zu akzeptieren, stimmte dem Vorschlag aber zu, als Haftars Streitkräfte näher an die Hauptstadt heranrückten.
Im November hat Fajis al-Sarradsch zwei Abkommen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan über die Aufteilung von Interessenszonen im Mittelmeer und Militärhilfe unterzeichnet - ohne Griechenlands Inseln zu berücksichtigen. Erdoğan geht es im ölreichen Libyen um politische Mitsprache für seine neoosmanisch-großtürkischen Expansionsfantasien, aber auch um die Ausbeutung von Bodenschätzen im Mittelmeer.