Grabbesuch beim armenischen Revolutionär Noubar Yalimian

An seinem Grab im belgischen Schaarbeek ist dem Revolutionär und Dichter Noubar Yalimian gedacht worden. Der Armenier ist 1982 in Utrecht vom türkischen Geheimdienst hingerichtet worden, die Ermittlungen wurden als „Mord unbekannter Täter“ eingestellt.

An seinem Grab in der belgischen Gemeinde Schaarbeek ist dem armenischen Revolutionär und Dichter Noubar Yalimian gedacht worden. Anlass war die „Woche der Gefallenen“ der linken Organisation Partizan, die traditionell in den letzten Tagen des Monats Januar abgehalten wird. Ein Sprecher sagte nach einer Schweigeminute: „Die Gefallenen sind jene, die uns den Weg vorzeigen, dem wir stets verbunden sind. Sie sind Quelle der Inspiration und Kraft, und dafür stehen wir tief in ihrer Schuld.“

Noubar Yalimian (mit bürgerlichem Namen Nubar Yalım) wurde 1957 in Silopiya geboren. Heute im Verwaltungsbereich der Provinz Şirnex, zählte der Kreis damals zu Mêrdîn. Im Alter von zwölf Jahren zog die wirtschaftlich schlecht gestellte Familie nach Istanbul. Sein Abitur machte Noubar Yalimian am Dericiyan-Gymnasium.

1976 begann sich Yalimian mit dem Paradigma der maoistischen Partisanen der „Arbeiter- und Bauernbefreiungsarmee der Türkei“ (TIKKO) von Ibrahim Kaypakkaya auseinanderzusetzen und wurde aktives Mitglied der Organisation. Als die bürgerkriegsähnlichen Zustände Ende der 1970er Jahre in weiten Teilen der Türkei durch die politisch geförderte Polarisierung zwischen „Links“ und „Rechts“ zunahmen und der Staat seine ohnehin harte Repression gegen revolutionäre Bewegungen immer weiter verschärfte, ging Noubar Yalimian ins europäische Exil. Er ließ sich in Utrecht in den Niederlanden nieder, wo er die Zeitschrift „Baykar“ (arm. Kampf) herausbrachte (nicht zu verwechseln mit der 1922 erstmals herausgegebenen Zeitung „Baikar“, die das Parteiorgan der armenischen Partei Ramgavar war) und Gedichte schrieb.

Nachdem sich das türkische Militär am 12. September 1980 an die Macht putschte, geriet Yalimian, der sich weiterhin für die türkeistämmige Linke engagierte, auf die Todesliste des Juntaregimes von General Kenan Evren. Am 5. November 1982 wurde er in seiner Utrechter Wohnung von einem Todeskommando des türkischen Geheimdienstes (MIT) durch Schüsse und Messerstiche hingerichtet. Die Ermittlungen zu seinem Tod wurden als „Mord unbekannter Täter“ eingestellt.

Botschaft aus Rojava

Im Verlauf der Gedenkzeremonie wurde auch eine Audiobotschaft aus Rojava abgespielt. Zu hören war die Stimme von Cemil Amed, einem Kommandanten der TIKKO. Es ging um Erinnerungskultur zum Gedenken der Gefallenen, die sich nicht auf Bilder in hölzernen Rahmen an irgendwelchen Wänden beschränken sollte. Wichtig sei, mit der Erinnerung die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schaffen.

Nach den mahnenden Worten von Cemil Amed fügten sich die Klänge der armenischen Duduk in den Grabbesuch ein, danach wurden Volkslieder aus Armenien gesungen. Zum Ende sangen die Anwesenden gemeinsam den türkischsprachigen Marsch „İsyan Ateşi“ von Grup Munzur, bevor sie sich vom Grab Noubar Yalimians verabschiedeten.