Gouverneur von Istanbul lässt CSD erneut verbieten

Der Gouverneur von Istanbul lässt die für morgen geplante LGBTI+Pride-Demonstration in Istanbul erneut verbieten. Das Vorbereitungskomitee der Pride-Woche kündigte an, die Demonstration werde dennoch stattfinden.

Im Rahmen der 26. Pride-Woche von Istanbul soll am 1. Juli die 16. LGBTI+Pride-Demonstration stattfinden. Der Gouverneur von Istanbul hat die Demonstration wegen „wahrscheinlich entstehender negativer Auswirkungen“ verbieten lassen. Das Vorbereitungskomitee erklärt dazu, die Demonstration werde trotz des Verbots stattfinden.

In der Erklärung wurde an die Verbotspolitik der vergangenen Jahre erinnert: „Unsere Demonstration fiel in den letzten zwei Jahren weder mit dem Ramadan zusammen noch gab es Drohungen. Die Gründe, die vorgebracht werden, sind nur Ausreden. Die Entscheidung des Gouverneurs ist Teil des Hasses, der gegen uns gerichtet ist. Das ist einmal mehr bewiesen worden.“

Solidarität in Berlin

In Solidarität mit der Pride Parade in Istanbul findet morgen in Berlin um 17.00 Uhr unter dem Motto „Die Istanbul Pride kommt dieses Jahr nach Berlin!" ab Hermannplatz statt. Die Veranstalter*innen schreiben in ihrem Aufruf:

„Diese Jahr wiederholt sich die Istanbul Pride bereits zum 16. Mal. Die jährlich stattfindende Demonstration startete im Jahr 2003 mit einer Gruppe von 30 Protestierenden und erreichte im Jahr 2013 eine Teilnehmer*innen Zahl von 100 000. Mit dem diesjährigen Thema „Grenzen“ schließt die eine Woche dauernde Prideweek am Sonntag, dem 1. Juli 2018, mit der Pride Demonstration auf dem Taksimplatz in Istanbul ab.

Die in der Türkei lebenden LGBTIQ+ durchleben turbulente Zeiten: Nachdem zunächst ein LGBTIQ+ Filmfestival in Ankara von den Behörden wegen Terrorgefahr im November 2017 verboten wurde, riefen die Gouverneursämter der Provinzen von Ankara, Istanbul, Bursa und Mardin kurz danach ein allgemeines Verbot öffentlicher LGBTIQ+ Veranstaltungen aus. Grund für den Verbot von Theater- und Filmaufführungen, Ausstellungen oder ähnlichen Veranstaltungen sei unter anderem die Sicherung der öffentlichen Ordnung. Auch die Istanbul Pride Demonstration wurde in den letzten drei Jahren von dem Gouverneursamt in Istanbul mit einer ähnlichen Begründung verboten: Die Demonstration würde auf Grund von „gesellschaftlicher und religiöser Sensibilität" Provokationen hervorrufen, und die öffentliche Sicherheit und Ordnung könnte nicht gewährleistet werden.

Doch die türkische LGBTIQ+Community setzt ihren Widerstand fort und findet alternative Wege, um ihren eigenen Raum auf den Straßen, auf der Arbeit und in den Universitäten zu schaffen.
Trotz des nun mehr zwei Jahre andauernden Ausnahmezustandes, trotz der zahreichen Verbote und trotz einer steigenden Anzahl von Vorfällen von Polizeigewalt, Ingewahrsamnahmen und Anschlägen auf LGBTIQ+Organisationen und Einzelpersonen nimmt die Anzahl der Teilnehmenden an den Veranstaltungen der Istanbul Pride Woche und des Pride March weiterhin zu und gibt Grund zur Hoffnung für Viele.

Als aus der Türkei kommende und in Berlin lebende LGBTIQ+ scheinen wir hier in Berlin weit von Istanbuls Straßen entfernt und doch sind wir in Gedanken jedes Jahr bei den Pride Demonstrationen mit dabei. Auch dieses Jahr schlagen unsere Herzen wieder für unsere Freund*innen und wir solidarisieren uns mit der Istanbul Pride und sagen: „GRENZENLOS QUEER, QUEERS SIND ÜBERALL!“