Im Rahmen der globalen Aktionstage anlässlich des achten Jahrestages der Revolution von Rojava sind am Samstag weltweit Menschen auf die Straße gegangen, um ihrer Solidarität mit dem Kampf der Völker Nord- und Ostsyriens Ausdruck zu verleihen. Zu den Aktionstagen hatten die Kampagnen „Women Defend Rojava”, #RiseUp4Rojava, die Internationalistische Kommune und „Make Rojava Green Again” aufgerufen. Am Sonntag werden wieder rund um den Globus verschiedene Veranstaltung stattfinden. Wir berichten von einer kleinen Auswahl der heutigen Aktionen.
Münster
In Münster hatte das „Demokratisch-Kurdische Gesellschaftszentrum e.V.“ (DKGZ) zu einer Demonstration aufgerufen, an der sich knapp 100 Menschen beteiligten. Unterstützt wurde diese Aktion auch von einigen Internationalist*innen und Angehörigen der Linkspartei aus Münster.
Der Protest richtete sich unter anderem gegen die völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei auf kurdische Gebiete, gegen deutsche Waffenlieferungen an die Türkei und gegen „Kolonialismus, Faschismus, das Patriarchat und Femizide, ökologische Zerstörung und alle Formen der Unterdrückung in der ganzen Welt”, wie auch das Motto der Aktionstage lautet.
Die Demonstration wurde mit einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof eröffnet. Danach startete ein Demonstrationszug durch die City zum türkischen Generalkonsulat - mit einer Zwischenkundgebung vor dem historischen Rathaus - vor dem dann die Protestaktion mit einer weiteren Kundgebung beendet wurde.
Nürnberg
In Nürnberg folgten zahlreiche Menschen aus verschiedenen demokratischen Spektren einem Aufruf des Medya Volkshauses, den Jahrestag der Revolution in Rojava gemeinsam zu begehen. Auf einer Kundgebung in der Nürnberger Innenstadt wurde an die Erfolge der Demokratischen Föderation von Nord- und Ostsyrien erinnert und auf die permanente Bedrohung und die völkerrechtswidrigen Angriffe auf alle Teile Kurdistans eingegangen.
Der Beitrag der kurdischen Bewegung befasste sich mit der Frage, wie die Demokratisierung einer Gesellschaft gelingen kann. „Wer hätte gedacht, dass in einer Umgebung von Patriarchat und Gewalt Frauen aufstehen und ihre Rechte einfordern?“ Der Redner wies darauf hin, der Schlüssel zum Verständnis liege in den Vorarbeiten und Konzepten des Vordenkers der Freiheitsbewegung, Abdullah Öcalan. Seine Schriften waren der Funke, der das Feuer der Revolution entzündete. Heute berufen sich viele weltweit darauf und lassen sich inspirieren vom Aufbruch in eine Demokratische Moderne.
Trotz aller Angriffe vor allem von Seiten des faschistischen AKP/MHP-Regimes, das gerade den sogenannten Islamischen Staat wieder hochpäppelt und IS-Gefangene aus Lagern „befreit“, versteht es die demokratische Gesellschaft in Nord- und Ostsyrien Widerstand zu leisten. Der Redner betonte: „Es ist unsere Aufgabe und die aller demokratischen Kräfte, die Revolution von Rojava zu schützen und zu unterstützen.“
Die Interventionistische Linke (iL) hob hervor: „Rojava ist eine Kampfansage an all diejenigen, die den Status Quo der kolonialen Ausbeutung und Unterdrückung beibehalten wollen und daraus ihren Profit schöpfen. Für uns dagegen ist Rojava eine Perspektive für die zentralen Fragen unserer Zeit. Deshalb geht Rojava uns alle an. Deshalb ist jeder Angriff auf die Revolution dort auch ein Angriff auf uns, auf die Werte, für die wir stehen“
Nach einem Dank an die Volks- und Frauen-Verteidigungseinheiten YPG und YPJ stellte der Redner der iL fest: „In diesem Krieg der Systeme ist unser Platz an der Seite des kurdischen Widerstands. Wir verachten die Erdogans, Putins und Trumps dieser Welt und deren Helfershelfer. Mit der Kampagne ‚Rheinmetall entwaffnen‘ zerren wir die schmutzigen Waffengeschäfte in die Öffentlichkeit. Wir schließen uns zusammen und sind die drohende Gefahr für alle neuen und alten Faschisten in Deutschland, der Türkei und überall. Wir lassen uns weder einschüchtern noch spalten und setzen uns ein, damit die Kriminalisierung der Freiheitsbewegung ein Ende findet. Wir sagen: Weg mit dem Verbot der PKK. Wir brauchen keine Staaten, um eine demokratische und solidarische Gesellschaft zu organisieren. Lassen wir die kapitalistische Moderne hinter uns! Lasst uns zusammen arbeiten für eine Welt der radikalen Demokratie, jenseits von Macht, Staat und Gewalt.“
Die Kundgebung wurde begleitet von Liedern der Revolution aus Rojava und vielen Parolen wie „Biji berxwedana Rojava - Es lebe der Widerstand in Rojava!“ und endete mit dem Versprechen der Teilnehmer*innen der Versammlung, den langen Weg der Demokratisierung der Gesellschaften gemeinsam zu gehen.
Köln
In Köln wurde der Aktionstag im Rahmen einer Demonstration für die Freiheit des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan gestaltet. Als Treffpunkt war der Heumarkt ausgewählt worden, der Zug führte bis zur Deutzer Werft. Dort fand eine abschließende Kundgebung statt, an der sich unter anderem auch Engin Seven als Ko-Vorsitzender von FED-MED mit einem Redebeitrag beteiligte. Seven wies darauf hin, dass sich der PKK-Gründer Abdullah Öcalan seit 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali in Geiselhaft befindet – die meiste Zeit davon in strenger Isolation. „Er gilt als politischer Philosoph”, sagte Seven und führte weiter aus, dass Öcalan als Ideengeber alternativer Gesellschaftsmodelle verstanden wird. „Daher sind wir bereit, unseren Kampf für seine Freiheit unbeirrt fortzusetzen.”
Frankfurt
An der Spitze einer Demonstration in Frankurt am Main lief heute die Familie von Kasim Engin, der ein führendes Mitglied des Exekutivkomitees der PKK war und im Mai dieses Jahres bei einem Luftangriff der Türkei auf die südkurdische Region Bradost ums Leben kam. Die Angehörigen trugen das Fronttransparent und lenkten die Demonstration, an der mehrere hundert Menschen teilgenommen haben.
Bielefeld
In Bielefeld wurde am Nachmittag unter dem Motto „Bi hev re Serhildan” der achte Jahrestag der Rojava-Revolution gefeiert. Die von TEKO-JIN, TCŞ, YXK und JXK organisierte Demonstration begann um 14.30 Uhr am Hauptbahnhof Bielefeld. Doch schon vor Beginn der Aktion provozierte die deutsche Polizei mit einem Verbot von Öcalan-Fahnen und einem massiven Aufgebot. Zur Begründung hieß es: „Heute ist die Flagge verboten. Unsere Gesetze sind so, wenn Sie nicht hören wollen, gehen Sie.“
Bei der Zwischenkundgebung am Jahnplatz ließen die Aktivistinnen und Aktivisten es sich jedoch nicht nehmen, die Fahnen mit dem Konterfei Öcalans auszurollen. In einer Rede zur Revolution in Rojava, die als Errungenschaft für alle Völker der Welt beschrieben wurde, erinnerte eine Aktivistin an die mehr als elftausend Gefallenen, die bei der Verteidigung Nord- und Ostsyriens ums Leben gekommen sind. Außerdem wies sie auf die anhaltenden Angriffe der Türkei und ihrer dschihadistischen Verbündeten gegen die selbstverwalteten Gebiete hin. Gegen 17 Uhr wurde die Demonstration auf dem Kesselbrink beendet.
Demonstration in Marseille
Kundgebung in Brüssel
Demonstration in Basel in Gedenken an die Toten von Pirsûs (Suruç)
Kundgebung in Genf