Zum Auftakt des Achtelfinales der Fußball-Europameisterschaft zwischen der Türkei und Österreich in der Leipziger Red-Bull-Arena an diesem Dienstag fordert die in Göttingen ansässige Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Europäischen Fußballverband (UEFA) auf, das Zeigen des rechtsextremen Wolfsgrußes während EM-Spielen nicht zu tolerieren. „Ein Teil der Türkei-Fans hat bei den vergangenen EM-Spielen der türkischen Nationalmannschaft die Geste der Grauen Wölfe gezeigt. Dies geschah wiederholt und wurde live im Fernsehen übertragen“, kritisierte GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido in einer Mitteilung. „Die UEFA sollte sich klar gegen das Zeigen rechtsextremer Symbole positionieren und das Zeigen des Wolfsgrußes mit einem Stadionverbot belegen“, forderte er.
Der Wolfsgruß ist ein Erkennungszeichen türkischer Rechtsextremisten, die sich auch als Graue Wölfe bezeichnen. Die Anhänger dieser ultranationalistischen extremistischen Gruppierung wollen ein großtürkisches Reich von Wien bis China schaffen. Viele Kurd:innen, Armenier:innen, Griech:innen, Suryoye sowie alevitische, ezidische und jüdische Menschen verbinden mit dem Wolfsgruß eine lange Geschichte von Mord, Vertreibung und Unterdrückung. „Die UEFA sollte garantieren, dass sich alle Menschen, egal welcher Herkunft, während der EM-Spiele in den Stadien nicht bedroht fühlen“, so Sido. Zwar sei es verständlich und begrüßenswert, dass Fans der türkischen Nationalmannschaft die Erfolge ihrer Mannschaft feierten. Das Zeigen des Wolfsgrußes habe mit friedlichem und berechtigtem Feiern aber nichts zu tun und schade vor allem der Mehrheit der friedlichen Fans, betonte Sido.
Die Anhänger der Grauen Wölfe leugnen den Völkermord an den Armenier:innen und anderen christlichen Völkern im Osmanischen Reich 1915 und sind für zahlreiche Pogrome und andere Verbrechen an nicht-türkischen ethnischen und religiösen Gruppen innerhalb und außerhalb der Türkei verantwortlich. In den vergangenen 50 Jahren waren türkische Ultranationalisten zunehmend an Verbrechen gegen Kurd:innen beteiligt. „Im Zusammenhang mit dem israelisch-arabischen Konflikt haben die Grauen Wölfe auch gegen Juden und Israel gehetzt“, so die GfbV. In den letzten Jahrzehnten habe sich die Ideologie der Grauen Wölfe auch mit einem extremen sunnitischen Islamismus vermischt, was sie auch für Frauen und linke demokratische Bewegungen gefährlich mache.