„Geheimer Zeuge" ein MIT-Agent?

Das Zentrum für Strategische Untersuchungen - Kurdistan hat die Identität eines „geheimen Zeugen“ bekannt gegeben, der verantwortlich für die Festnahme und Inhaftierung von Hunderten Menschen ist.

Auf der Website des Zentrums für Strategische Untersuchungen wurde die Identität eines „geheimen Zeugen“ veröffentlicht, der für die Festnahme und Inhaftierung von Hunderten Personen verantwortlich sein soll. Demnach handelt es sich bei dieser Person um den MIT-Agenten Abdulhalık Katar. Laut Ausweis ist er am 5. November 1974 in der nordkurdischen Stadt Pasûr (Kulp) bei Amed (Diyarbakır) geboren. Das Zentrum für Strategische Untersuchungen Lekolîn berichtet, dass ein von Amed nach Hewlêr (Erbil) in Südkurdistan reichendes Agentennetzwerk des MIT durch Einheiten der Volksverteidigungskräfte HPG dechiffriert werden konnte. 

Demnach hat der MIT zunächst eine Person mit dem Namen Serdar Tolmaç angeworben, dann soll Abdulhalık Katar von Mete Melek 2011 angeworben worden sein, um kurdische politische Parteien zu infiltrieren. Dabei habe er die personelle Lücke genutzt, die durch Massenverhaftungen in den Jahren 2008 und 2009 entstanden sind. Ab 2011 leitete Katar offenbar alle Informationen über beliebige Personen an den MIT über Serdar Tolmaç weiter.

Der MIT soll beide Augen davor verschlossen haben, dass Katar immer wieder nach Trabzon an die Schwarzmeerküste reiste, wo er sich mit Prostituierten getroffen haben soll. Außerdem soll er während seiner Tätigkeit für den MIT ebenfalls in Korruption verwickelt gewesen. Bei einer Operation der HPG gegen ein Agenten- und Prostitutionsnetzwerk mit Basis in Amed soll unter anderem der Agent Serdar Tolmaç festgenommen worden sein. Sein Codename lautete demnach Kormançi, seine Mitgliedsnummer beim MIT war die 2073/22. Er habe für die MIT-Direktionen in Çewlîg (Bingöl) und Mersin gearbeitet. Im Rahmen dieser Ermittlungen soll der Name Abdulhalık Katar zum ersten Mal im Zusammenhang mit Agententum, Korruption, Vergewaltigung und Übergriffen aufgetaucht sein. Die HPG sollen daraufhin eine detaillierte Ermittlung gegen Katar eingeleitet haben. Nach Angaben von Lekolîn wurden die Ermittlungen der HPG durch die heftigen Kämpfe und den Tod einiger Kämpfer*innen jedoch unterbrochen.

Verantwortlich für Hunderte Festnahmen und Inhaftierungen

Katar habe mit seinen Falschaussagen als „geheimer Zeuge“ im KCK-Hauptverfahren Hunderte Festnahmen und Inhaftierungen verursacht. Nachdem er in diesem Rahmen an Prozessen mit unzähligen Angeklagten teilgenommen haben soll, fürchtete er eine Enttarnung und wurde nach Südkurdistan geschickt. Mit der Zeit glaubte Katar offensichtlich, alles was er getan hatte, sei verloren gegangen. Katar soll in Hewlêr mit dem am türkischen Konsulat eingesetzten MIT-Verantwortlichen Hüseyin Kırmıt zusammengearbeitet haben. Auch soll er Informationen in den Medya-Verteidigungsgebieten gesammelt und diese an Hüseyin Kırmıt weitergeleitet haben. Kontakt mit HPG-Einheiten habe er ebenfalls versucht aufzubauen. Obwohl den HPG bekannt gewesen sei, um wen es sich handelte und welche Ziele er verfolgte, ließen sie ihn offenbar gewähren und behandelten ihn so, als ob sie nichts über ihn wüssten. Katar soll intensiv beobachtet worden sein, um sein Netzwerk weiter zu erforschen.

Eine Zeit lang soll Katar unter dem Schutz des südkurdischen Geheimdienstes der PDK (Parastin) gestanden haben. Die Informationen, die in den Medya-Verteidigungsgebieten und der Region von ihm gesammelt wurden, deuten demnach darauf hin, dass er sowohl mit dem MIT als auch mit Parastin arbeitete. Nachdem er auch hier dechiffriert wurde, sei er vom MIT wieder in die Türkei gebracht worden. Allerdings habe man bisher nicht feststellen können, in welcher Stadt er sich befindet.