Gedenkveranstaltungen für Andrea Wolf

Vor zwanzig Jahren wurde Andrea Wolf von der türkischen Armee ermordet. In Celle, Berlin und München finden in der nächsten Woche Gedenkveranstaltungen statt.

Vor zwanzig Jahren ist Andrea Wolf (Ronahî) als Guerillakämpferin in Çatak in der nordkurdischen Provinz Wan vom türkischen Militär ermordet worden. In der kurdischen Befreiungsbewegung und für ihre Weggefährt*innen aus Deutschland ist sie unvergessen.

Aus Anlass ihres zwanzigjährigen Todestages finden in der kommenden Woche Gedenkveranstaltungen in Celle, Berlin und München statt.

Celle: Ihre Ziele leben weiter

Das Internationalistische Jugendkomitee Celle lädt für den 23. Oktober um 19 Uhr zu einer Veranstaltung im Gedenken an Andrea Wolf ins Bunte Haus ein. In der Einladung schreibt das Jugendkomitee:

„Andrea Wolf (Ronahî) war eine Internationalistin, eine Revolutionärin, eine Feministin, eine Kämpferin für Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung und gegen das System des kapitalistischen Patriarchats. Ihr Leben war geprägt von Widerstand, Liebe für die Menschen und eine andere Gesellschaft. In Deutschland war sie in der Häuserbesetzungszene aktiv und unterstützte auch die Kämpfe von politischen Gefangenen. Außerdem beteiligte sie sich an ökologischen und feministischen Kämpfen. Sie ging 1996 in die Berge Kurdistans, um dort das Leben der Guerilla kennenzulernen, ein Teil der Revolution zu werden und davon zu lernen. Am 23. Oktober 1998 wurde sie von türkischen Soldaten ermordet.

Doch ihr Wille, ihre Ziele und die Erinnerung an sie leben weiter. Sie prägte mit ihrem Leben revolutionären Internationalismus bis heute. Wir wollen Andrea gedenken, weil sie für uns ein Vorbild ist und uns Kraft und Hoffnung gibt, für eine bessere Welt zu kämpfen.“

Berlin: Gedenkveranstaltung mit Ausstellungseröffnung

In der Galiläa-Kirche in Berlin findet ebenfalls am 23. Oktober eine Gedenkveranstaltung zum 20. Todestag mit der Eröffnung der Ausstellung „Leben und Kampf von Andrea Wolf" statt.

München: Demonstration und Gedenken

In München findet am Samstag, dem 27. Oktober, ab 13 Uhr eine internationale Demonstration mit der Forderung „Deutsche Waffenexporte stoppen“ statt. Auftakt ist um 13 Uhr am Marienplatz. Anschließend soll Andrea Wolf ab 18.30 Uhr auf der Veranstaltung „Die Kriegsmaschine lahmlegen, Erinnern – Gedenken – Kämpfen“ im Bellevue di Monaco in der Müllerstraße 2 gedacht werden.

Im Demonstrationsaufruf heißt es:

„Die Münchnerin Andrea Wolf war eine Revolutionärin. Nachdem sie jahrelang in München und Frankfurt in der autonomen, feministischen und linksradikalen Szene aktiv war, ging sie 1995 nach Kurdistan. Sie schloss sich dort 1996 der YAJK an, dem Verband freier Frauen Kurdistans, und kämpfte gegen die türkische Armee, die schon damals einen Krieg gegen die Kurdinnen und Kurden in der Südosttürkei führte. Am 23. Oktober 1998 wurde Andrea gemeinsam mit weiteren kurdischen Guerillas bei einem Kriegsverbrechen der türkischen Armee als unbewaffnete Gefangene gefoltert und hingerichtet.

Bis heute führt die Türkei Krieg gegen die kurdische Bevölkerung in der Türkei, dem Irak und Syrien und ihre Idee einer freien Gesellschaft. Seit dem arabischen Frühling 2012 erkämpfte die Bevölkerung in den kurdischen Gebieten Nordsyriens (Rojava) ein Rätesystem nach dem Vorbild des demokratischen Konföderalismus. Grundpfeiler dieses Systems sind Toleranz, Basisdemokratie, soziale Gerechtigkeit Ökologie und die Befreiung der Frau.

Diese Vision einer gerechteren Gesellschaft wollen Erdogan und sein AKP-Regime zerschlagen. Afrin, einer der drei Kantone von Rojava in Nordsyrien, wurde Anfang 2018 durch einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg besetzt und ethnisch gesäubert. Hunderte Kämpfer der kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG und YPJ wurden ermordet. Hunderttausende Menschen befinden sich seitdem vor den andauernden Militäroperationen auf der Flucht – auch vor deutschen Panzern. Denn Hilfe bekam das türkische Militär zum einen von islamistisch-faschistischen Milizen, zum anderen von Deutschland in Form von Geldern und Waffen. Rhein-Metall, Thyssen-Krupp und Krauss-Maffei Wegmann sind nur einige Namen von Firmen, die an dem schmutzigen Krieg in Kurdistan verdienen. Auch hier in Deutschland leiden wir darunter, da die deutschen Behörden durch massenhafte Repressionen an politischen Aktivist*innen die diktatorische Politik Erdogans unterstützen. Zuletzt wurde der patriarchale Herrscher Erdogan in Deutschland mit rotem Teppich empfangen, um unter anderem erneute Waffenverkäufe, Kredite und Investitionen in der Türkei zu vereinbaren. Der deutsche Staat beteiligt sich somit direkt am militärischen Vorgehen gegen die kurdische Bevölkerung. Und mit dem menschenverachtenden deutsch-türkischen Deal gegen Geflüchtete ist die Bundesregierung mitverantwortlich für das Sterben im Mittelmeer.

Deshalb wollen wir am 27. Oktober nicht nur dem Tod von Andrea Wolf und ihrer GenossInnen gedenken, sondern auch aktiv eintreten, wofür sie ihr ganzes Leben gekämpft hat: Für eine befreite Gesellschaft, gegen den deutschen und türkischen Militarismus sowie für die Befreiung der Frauen vom Patriarchat!“