Gedenken an die Opfer des rassistischen Angriffs von München

Vor sechs Jahren wurden in München neun Personen Opfer eines rassistischen Angriffs. Mit Kundgebungen und weiteren Aktionen wird den Opfern rassistischer Gewalt gedacht.

Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja, Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayıcık, Roberto Rafael, Sabina S., Selçuk Kılıç und Sevda Dağ wurden vor sechs Jahren in München im Olympia-Einkaufszentrum von einem Faschisten erschossen, viele weitere wurden verletzt. Der 22. Juli war kein zufälliges Datum für diese rassistische Tat. Genau fünf Jahre zuvor waren bei einem rassistischen Angriff in Norwegen auf Utøya und in Oslo 77 Menschen getötet worden. In mehreren Städten ‒ unter anderem in München und Hamburg ‒ finden zu diesem Anlass Kundgebungen und andere Aktionen statt.

In Augsburg haben Aktivist:innen im Gedenken Bilder und die Namen der Opfer des rassistischen Anschlags geklebt. Sie erklären dazu:

Am Freitag, den 22.07.2022, jährt sich der rassistische Anschlag im Münchner Olympia-Einkaufszentrum zum sechsten Mal. Zu diesem Anlass wurden in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Augsburger Stadtgebiet (unter anderem am Judenberg oder in der Annastrasse) Erinnerungsplakate mit den Namen und Gesichtern der Opfer sowie Infotexte an Wände gekleistert, denn der Anschlag geht in der öffentlichen Diskussion leider unter, während andere rassistische Taten, wie Hanau oder Halle immer wieder prominent zitiert werden. Schuld daran haben unter anderem auch die Behörden, die im Nachgang des Anschlags zu dessen Verharmlosung beitrugen, und die Angehörigen der Opfer allein ließen.

Bezug zu anderen rechten Anschlägen

Der rechte, rassistische und antiziganistische Anschlag ereignete sich am 22.07.2016 im Münchner Olympia-Einkaufzentrum (OEZ) - es wurden 9 Menschen getötet, sowie weitere verletzt. Die Tat hatte einen klaren Bezug auf vorhergegangene rechte Anschläge - sie fand zielgerichtet am fünften Jahrestag der rechten Anschläge in Norwegen statt, bei denen auf Utøya und in Oslo 77 Menschen ermordet wurden. Auch die Opfer wurden gezielt ausgewählt - sie mussten sterben, weil sie Migrant*innen waren. Dennoch wurde der Anschlag am OEZ lange Zeit von den Behörden, der Politik und in großen Teilen der Medien als „Amoktat“ eingeordnet und somit entpolitisiert.

Die Angehörigen und Überlebenden des Anschlags am OEZ haben seit 2016 dafür gekämpft, dass das rassistische und rechte Motiv deutlich benannt und nicht länger in Zweifel gezogen oder beschwiegen wird. Sie haben erreicht, dass der Anschlag am OEZ mittlerweile als rechter Terror anerkannt ist. Die meiste Zeit waren sie in ihren Kämpfen allein.

Offizielles Gedenken in München

In diesem Jahr findet am 22. Juli 2022 zum ersten Mal vor dem offiziellen Gedenken am OEZ ein Trauermarsch durch die Münchner Innenstadt statt. Gleichzeitig rufen Überlebende, Angehörige und Unterstützende dazu auf, bundesweit dezentrale Gedenkveranstaltungen zu organisieren. In den sozialen Medien sind die Aktionen unter dem Hashtag #MünchenErinnern zu finden. Organisiert sind sie in der „Initiative München erinnern!" - auf ihrer Webseite schreiben sie: „Wir wollen dazu beitragen, dass die Opfer nicht nur am Jahrestag erinnert werden, sondern dass sie und ihre Geschichten Bestandteil des öffentlichen Bewusstseins sind. Wir wollen, dass die Forderungen der Angehörigen nach einem angemessenen Gedenken und nach einem Raum für Austausch und Aufarbeitung Realität werden. Wir wollen uns gemeinsam gegen Rassismen und rechten Terror stellen. Wir wollen, dass München diesen Anschlag ernst nimmt und Konsequenzen zieht. Wir wollen, dass dieser Anschlag auch bundesweit als rechter Terror anerkannt und benannt wird.

Wir wollen der Menschenverachtung von rechtem Terror und Rassismus eine Praxis der Solidarität entgegensetzen.

Dazu sollen die in Augsburg aufgehangenen Plakate beitragen - sie zeigen die Namen und Gesichter der neun Opfer: Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja, Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayıcık, Roberto Rafael, Sabina S., Selçuk Kılıç und Sevda Dağ.