Folter nach Anzeige gegen Erdoğan

Nachdem er den türkischen Staatspräsidenten Erdoğan angezeigt hat, ist Aydın Aydoğan festgenommen und zwei Tage gefoltert worden.

Aydın Aydoğan, der während des Gezi-Aufstandes im Jahr 2013 in Istanbul durch eine Gaskartusche am Fuß verletzt wurde, hat am 30. November dieses Jahres Anzeige gegen den türkischen Staatspräsidenten Erdoğan wegen „Spaltung der Bevölkerung nach Klasse, sozialer Schicht und Herkunft“ gestellt. Zwei Wochen später wurde nach Verlassen seiner Wohnung im Istanbuler Stadtteil Bahçelievler von der Polizei festgenommen, weil angeblich eine Anzeige gegen ihn vorliege. Nach zwei Tagen wurde er der Staatsanwaltschaft vorgeführt und freigelassen.

Auf einer Pressekonferenz im Menschenrechtsverein IHD in Istanbul teilte Aydın Aydoğan heute mit, was er in Polizeigewahrsam erlebt hat.

Er sei direkt nach seiner Anzeige zunächst in sozialen Medien bedroht worden, berichtete Aydoğan. Am 13. Dezember sei ihm in seinem Auto in Bahçelievler der Weg von einem anderen Zivilfahrzeug abgeschnitten worden. Die beiden Personen in dem Fahrzeug hätten sich als Polizisten zu erkennen gegeben und ihn aufgefordert, ihnen mit seinem Auto zu folgen. „Nach nur 150 Metern sah ich auf der rechten Seite eine größere Menschenmenge. Die Polizisten hielten an und erklärten, sie hätten hier kurz zu tun, danach werde es weitergehen. Sie überquerten die polizeiliche Absperrung. Ich blieb stehen, weil eine alte Frau mir sagte, dass dort ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug sei. Danach schlugen sie mir mit einem Funkgerät auf den Kopf, hielten mir den Mund zu und nahmen mich fest. Ich fiel hin. Mir wurden Handschellen auf dem Rücken angelegt.“

„Was glaubst du, wer du bist?"

In Polizeigewahrsam habe ein Polizeibeamter den Befehl gegeben, ihn als Terrorverdächtigen zu behandeln, aber am Leben zu lassen. Dann sei er zwei Tage gefoltert worden. Ein Polizist habe zu ihm gesagt: „Was glaubst du, wer du bist? Zeigst einfach einen großen Staatspräsidenten an…“

Auf der Polizeiwache sei versucht worden, ihn zur Unterzeichnung eines Geständnisses zu zwingen, demnach er für das Sprengstofffahrzeug verantwortlich sei. Er habe die Unterschrift verweigert und sei nach zwei Tagen freigelassen worden.

MA