Flüchtlingsboot vor England gekentert: Vier Tote

Vier Schutzsuchende aus Kurdistan sind beim Versuch, den Ärmelkanal zu überqueren, ertrunken.

Ein mit Schutzsuchenden besetztes Boot ist am Dienstag auf dem Ärmelkanal gekentert. Dabei kamen mindestens vier Menschen ums Leben. 15 weitere konnten gerettet werden. Bei den Toten handelt es sich um Shiva Mohammad Panahi (35), Rasoul Iran-Nejad (35) und die beiden Kinder Anita (9) und Armin (5) Jahre. Das 15 Monate alte Baby Artîn wurde bisher nicht gefunden. Die Familie stammt aus Ostkurdistan. 18 Überlebende wurden in die nahegelegenen Krankenhäuser von Dünkirchen und Calis gebracht.

In diesem Jahr sollen etwa 5.000 Menschen den Ärmelkanal „illegal“ überquert haben. Immer wieder versuchen Familien die Überfahrt nach Großbritannien. Die Überfahrt ist gefährlich, vor allem weil die Meeresenge von vielen großen Schiffen befahren wird und schwere Strömungsverhältnisse herrschen.

Die BBC hat eine Reihe von Textnachrichten zitiert, von denen angenommen wird, dass sie von Mohammad Panahi am Samstag gesendet wurden, darunter eine, in der die Gefahr einer Kanalüberquerung per Boot eingeräumt wird, in der es aber auch heißt, dass „wir keine andere Wahl haben“ und weiter: „Wenn wir mit einem Lastwagen fahren wollen, brauchen wir vielleicht mehr Geld, das wir nicht haben.“ In einer anderen heißt es: „Ich habe tausend Sorgen im Herzen, und jetzt, da ich den Iran verlassen habe, möchte ich meine Vergangenheit vergessen.“

Gegenüber der BBC sagte ein Einwohner des Camps, in dem die Familie aus Serdeşt wohnte, die Todesfälle der Familie könnten einige Menschen davon abhalten, den Ärmelkanal zu überqueren. Aber er sagte auch, dass viele, darunter auch er selbst, „niemals aufgeben“ würden, um nach Großbritannien zu gelangen ‒ selbst mit gefährlichen Mitteln. Ein 20 Jahre alter Mann, der im selben Lager lebte und nicht identifiziert werden möchte, sagte: „Ich fühle mich frustriert, wütend und untröstlich. Mein Herz ist wirklich gebrochen wegen dieser Familie. Ich kannte die Familie, ich habe mit den Kindern gespielt.“

Sie mussten es tun“

Auf die Frage, warum sie eine solche Reise riskieren würden, sagte der Mann, der erklärte, aus der gleichen Stadt im Iran wie die Familie zu stammen und in der die Kurden verfolgt würden: „Sie mussten es tun. Sie mussten es wirklich tun. Sie waren hier am Ende. Sie konnten nirgendwo anders einen Asylantrag stellen. Sie hatten Familie im Vereinigten Königreich, ich glaube, der Vater hatte dort einen Bruder.“