Festnahmen bei Studierendenprotesten in Istanbul

Trotz massiver Repression gehen Studierende in Istanbul weiter gegen die Zwangsverwaltung der Universitäten durch das Erdogan-Regime auf die Straße. Zwei weitere Studenten sind verhaftet worden, auch heute kam es zu gewalttätigen Festnahmen.

In Istanbul gehen die Proteste der Studierenden an der renommierten Boğaziçi-Universität trotz massiver Repression weiter. Am Dienstag sind zunächst vier Studierende bei einer Protestaktion gegen die Ernennung von Naci Inci als neuen Rektor der Universität festgenommen worden. Als mit einem Sit-In vor dem Campus gegen die Festnahmen protestiert wurde, kam es zu einem weiteren Polizeiangriff, bei dem sechs Personen festgenommen wurde. Rektor Inci, der von den Studierenden und weiten Teilen des Lehrkörpers als „Zwangsverwalter des Regimes“ abgelehnt wird, erstattete Anzeige wegen Beleidigung seiner Person. Daraufhin wurden die Studierenden Enis Berke Gök und Caner Perit Özen wegen Verstoß gegen das Versammlungsrecht verhaftet.

Die Studierenden lassen sich von der Repression und der massiven Polizeigewalt nicht einschüchtern und sind heute erneut vor den Campus gezogen, um Solidarität mit ihren verhafteten Kommilitonen zu zeigen und ihre Freilassung zu fordern. Auch dieses Mal griff die Polizei an und nahm acht Personen fest. Die Festgenommenen wurden misshandelt. Journalist:innen wurden von der Polizei blockiert, als sie das Geschehen aufnehmen wollten. Die Anspannung auf dem Campus hält weiter an, die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort.

Die Proteste an der Bosporus-Universität sind Anfang des Jahres ausgebrochen, als der AKP-Politiker Melih Bulu von Erdogan zum Rektor ernannt wurde. Im Juli wurde Bulu per Präsidialdekret wieder abgesetzt, weil es ihm nicht gelungen war, die Proteste einzudämmen.