FEDA ruft Aleviten zur Einheit auf

Die Demokratisch-Alevitische Föderation FEDA hat anlässlich der zwölf Muharrem-Fastentage die Alevit:innen zur Einheit aufgerufen und die Bedeutung der Fastenzeit unterstrichen.

Der alevitische Dachverband FEDA erinnert an die vielen Massaker in der Geschichte der Alevit:innen und erklärt: „Seit dem Tag, als Menschen mit alevitischer Überzeugung zu existieren begannen, wurden sie wegen ihrer Sprache, ihrer Religion, ihrer Weltanschauung und ihrer Kultur ermordet. Der Fastenmonat Muharrem stellt deren Bewahrung im historischen Gedächtnis dar.

Alevit:innen feiern im Muharrem keine Hochzeiten, kämmen ihre Haare nicht, baden nicht, schauen nicht in den Spiegel und schneiden ihre Nägel nicht. Sie essen kein Fleisch, sie trinken kein Wasser, um den Durst der Märtyrer von Kerbela selbst zu spüren. Sie geben sich mit Getränken wie Tee und Ayran zufrieden, um den Flüssigkeitsbedarf des Körpers zu decken.

Der alevitische Glaube verfügt über demokratische, natürliche und ökologische Besonderheiten und ist daher im Laufe seiner Geschichte unzähliger Massaker ausgesetzt gewesen. Diese Gefahr besteht auch heute. Wir können diese Gefahren und Risiken vereiteln, indem wir Husseins Haltung einnehmen. Als FEDA rufen wir alle Alevit:innen auf, hoffnungsvoll zu sein, denn ‚überall wo Unrecht herrscht, gibt es auch Hoffnung‘. Die alevitische Widerstandstradition vor und nach Kerbela manifestiert sich im Kampf um Rechte, Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit. Auf dieser Grundlage rufen wir alle Alevit:innen auf, im Streben nach Rechten, Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit und Wahrheit eins zu sein und gemeinsam zu kämpfen."

Muharrem – wichtigste alevitische Trauerzeit

Die Muharrem-Fastenzeit der Alevit:innen, auch als Zwölf-Imame bekannt, ist eine der wichtigsten Trauerzeiten dieser weltanschaulichen Gemeinschaft. Erinnert wird mit dem in diesem Jahr vom 10. bis zum 22. August andauernden Fasten unter anderen an Imam Hussein. Der Enkel des Propheten Mohammed und damit die entscheidende Integrationsfigur des schiitischen Islam ist am 10. Oktober 680 bei der Schlacht von Kerbela getötet worden. Die sunnitischen Ummayaden trugen den Sieg davon. In der islamischen Geschichte nach der Schia steht die Schlacht von Kerbela symbolisch für den Kampf zwischen „Gut und Böse“ – „Unterdrückte gegen Unterdrücker“ – und gilt als einer der tragischsten Vorfälle für die Schiiten. In der alevitischen, animistisch geprägten und tief in der Natur Kurdistans verwurzelten Weltanschauung finden sich trotz pantheistischem Gottesbilds immer wieder Bezüge zur Schia und insbesondere aufgrund der massiven Verfolgung in der Türkei und Nordkurdistan verstehen sich Teile der alevitischen Glaubensgemeinschaft als „islamisch-liberal“, während viele ursprüngliche Alevit:innen keinen Bezug zum Islam herstellen. Das Motiv der Unterdrückung und Verfolgung ist jedoch aufgrund der Geschichte zu einem ähnlich bedeutenden Leitmotiv des Alevismus geworden wie die Verehrung des Göttlichen in Mensch und Natur und die Achtung vor jedem Lebewesen.