Das fünfte und letzte Panel der 15. EUTCC-Konferenz begann gestern Nachmittag. Auf der zweitägigen Konferenz haben insgesamt etwa dreißig Aktivist*innen, Politiker*innen, Revolutionär*innen und Akademiker*innen referiert.
Ilham Ahmed: „Die Freiheit der Frau stellt einen Gewinn für die ganze Menschheit dar“
Das letzte Panel fand unter dem Titel: „Die Frauen als Kraft des Friedens im Mittleren Osten“ statt. Die Ko-Vorsitzende des Demokratischen Syrienrats, Ilham Ahmed, nahm via Skype aus der Demokratischen Föderation Nord- und Ostsyrien an der Konferenz teil. Ihr Beitrag hatte den Titel: „Die demokratische Autonomie in Rojava und die Frauenbefreiung“. Sie hob hervor, dass das Modell der demokratischen Autonomie den Frauen in Rojava eine Tür geöffnet habe, wies auf die hohe Beteiligung von Frauen hin und sagte: „Die Freiheit der Frau stellt gleichzeitig für die ganze Menschheit einen großen Gewinn dar.“
Ahmed beschrieb das demokratisch-autonome System in Nordsyrien als eine Alternative und berichtete, dass als Konsequenz des Kampfes der kurdischen Frauen nun auch die arabischen Frauen sich in allen Bereichen beteiligen: „Aus diesem Grund sind die Errungenschaften nicht nur Errungenschaften für die kurdischen Frauen, es sind Errungenschaften für alle Menschen in Syrien.“ In Nordsyrien habe sich gezeigt, wie eine Lösung aussehen sollte und wie die Frauen die Avantgarde einer solchen Lösung darstellen.
Warum trifft sich der UN-Sicherheitsrat für Idlib, aber nicht für Efrîn?
Ahmed sprach über die Besatzung in Efrîn und sagte, sie hätten eigentlich Solidarität von den europäischen Staaten, die immer wieder von Demokratie reden, erwartet. In Efrîn wird insbesondere die Zivilbevölkerung angegriffen. Es finden schwere Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen statt. Ahmed kritisierte die Scheinheiligkeit des UN-Sicherheitsrats, der sich zum Thema Idlib versammelte, während er sich für Efrîn in keiner Weise engagierte.
Exo: Friedensabkommen ohne Beteiligung von Frauen können nicht erfolgreich sein
Mechthild Exo von der Universität Emden hielt einen Beitrag zum Thema „Geschlechterperspektiven für den Mittleren Osten“. Sie erklärte, dass alle Friedensabkommen, an denen die Frauen nicht beteiligt sind, zum Scheitern verurteilt sind. Exo erinnerte daran, dass die internationalen Friedensabkommen den Frauen keinen Raum eingeräumt haben und das Patriarchat eine Akteurinnenrolle von Frauen in Friedensprozessen verhindere. Auf den Treffen in Genf und Astana seien nur sehr wenig Frauen vertreten gewesen und keine einzige dieser Frauen kam aus der Demokratischen Föderation Nordsyrien. Ein dauerhafter Frieden sei nur unter Beteiligung der Frauen möglich. In Nordsyrien beteiligten sich Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Die Kraft ihrer Stimmen
Marlene Schäfers von der Universität Gent sprach darüber, wie die Stimme der Frauen zum Schweigen gebracht werde und wie sie hörbar werden könne. Schäfers Forschung beschäftigte sich mit dem Beispiel der kurdischen Frauen und wie sich diese zum unüberhörbaren Ausdruck gebracht haben. Sie sagte: „Wie die Menschen ihre Stimmen benutzen, gibt uns eine Menge kreativer Ideen.“ Grundlage des türkischen Staates sei es, die kurdischen Stimmen zum Schweigen zu bringen, Kassetten und Bücher zu verbieten und sogar Repression gegen die kurdische Sprache auszuüben. Schäfers sagte: „Ihre Stimme wurden unter der Erde begraben“, aber dadurch wurde der Kampf der Kurdinnen und die Stärke ihrer Stimmen richtig deutlich: „Ihre Stimmen können nicht aufgehalten werden, die Stimmen der Kurdinnen hallen über Grenzen hinweg wider.“ Sie betonte, dass die Kräfte, die versuchten sie zum Schweigen zu bringen, selbst an den Rand des Zusammenbruchs geraten sind. Insbesondere die Stimmen der Frauen seien von den Autoritäten immer ausgegrenzt worden, sagte die Wissenschaftlerin und fuhr fort: „Das patriarchale System ist ein System, um die Stimmen der Frauen zum Schweigen zu bringen. Das ist auch in Europa so.“
Forenza: Man muss sich an den kurdischen Frauen ein Beispiel nehmen
Die italienische Europaparlamentarierin Eleonora Forenza beschäftigte sich in ihrem Beitrag mit dem internationalen Kampf von Frauen. Florenza sagte, sie selbst sehe sich weniger als Parlamentarierin, mehr als Aktivistin und sie habe immer die Freiheit der Kurdinnen und Kurden unterstützt. Die Abgeordnete berichtete: „In Italien gibt es ein sehr breites Solidaritätsnetzwerk mit den Kurd*innen. Das gibt es auch in Europa. Man muss die kurdischen Frauen zum Beispiel nehmen. Wir sollten sehr viel von ihnen lernen. Das sage ich als europäische Feministin. Ein System, wie das von Herrn Öcalan vorgeschlagene System des Ko-Vorsitzes, wird man bei Regionalwahlen in Europa vergeblich suchen.“
Am Ende der zweitägigen Konferenz trug Döne Güzel von der Kurdischen Frauenbewegung Europa eine Analyse unter dem Titel „Demokratischer Konföderalismus und der Kampf gegen das Patriarchat“ vor. Güzel stellte heraus, dass die Institutionen der kapitalistischen Moderne keine Antwort auf die die Bedürfnisse der Völker, der Frauen und der Natur haben. Als Alternative wurde das Modell des Demokratischen Konföderalismus von Öcalan aufgebaut und es entwickelt sich praktisch im Mittleren Osten.