Europaweite Proteste gegen türkischen Faschismus und die USA

In verschiedenen Ländern Europas ist gegen die türkische Invasion in Südkurdistan und die US-Kopfgeldausschreibung von führenden PKK-Kadern protestiert worden.

In verschiedenen Ländern Europas fiel an diesem Donnerstag der Startschuss für eine mehrwöchige Kampagne des kurdischen Dachverbands KCDK-E gegen die Kopfgeldausschreibung von führenden PKK-Kadern. Im November 2018 hatten die USA mehrere Millionen Dollar für Hinweise zu den Aufenthaltsorten von dem Ko-Vorsitzenden des KCK-Exekutivrats, Cemil Bayık, und den beiden Mitgliedern des PKK-Exekutivkomitees Duran Kalkan und Murat Karayılan, angeboten. Vergangene Woche wurde die Fahndungsausschreibung verlängert. Der KCDK-E sieht in diesem Schritt Washingtons einen Versuch, den legitimen Befreiungskampf des kurdischen Volkes als Terrorismus zu brandmarken. Vier Wochen lang wird deshalb an jedem Donnerstag vor den US-Botschaften in Europa protestiert.

Gemeinsame Aktionen

Da der 29. April von den Kampagnen Women Defend Rojava und RiseUp4Rojava unter dem Motto „Gemeinsam gegen den türkischen Faschismus! Gemeinsam im Kampf für Basisdemokratie, Geschlechterbefreiung und Ökologie!” zu einem Aktionstag gegen die gegenwärtigen Angriffe des türkischen Staates auf die Medya-Verteidigungsgebiete ausgerufen worden war, wurde vielerorts gemeinsam demonstriert.

Düsseldorf

Kurdinnen und Kurden aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland NRW trafen sich am Nachmittag in Düsseldorf zu einer Kundgebung vor dem Generalkonsulat der USA. „Sie sind ehrenvolle kurdische Politiker, die sich für ihr Volk einsetzen, und keine Terroristen” stand auf einem Fronttransparent, auf denen die Konterfeis von Bayık, Karayılan und Kalkan abgebildet waren. Engin Sever von der NRW-weiten Föderation FED-MED kritisierte die „internationale Verunglimpfung“ der kurdischen Bewegung, die einer direkten Unterstützung für „Methoden wie Besetzung, Plünderung und Genozid“ des türkischen Staates gleichkäme.

 

München

Eine ähnliche Veranstaltung in München wurde vom Kurdisch-Demokratischen Gesellschaftszentrum zusammen mit dem Frauenrat Sara organisiert. Vor allem Menschen aus dem internationalistischen Spektrum waren vor Ort, um sich solidarisch zu zeigen mit dem kurdischen Befreiungskampf. In einem Redebeitrag wurden die USA aufgefordert, die Kopfgeldausschreibung von führenden PKK-Kadern zurückzunehmen. „Der Wunsch nach Freiheit eines ganzen Volkes lässt sich weder verbieten noch kriminalisieren“, hieß es.

Frankfurt

In der Mainmetropole Frankfurt gab es eine Demonstration und eine Kundgebung. Die Aktivist:innen machten auf den Einsatz von verbotenen Kampfstoffen der türkischen Armee in Südkurdistan aufmerksam und richteten ihre Kritik an die internationale Gemeinschaft, die dennoch schweige und sich mitschuldig an den Kriegsverbrechen von Regimechef Erdoğan mache.

 

Auch in Freiburg, Göttingen und Bielefeld wurde gegen den türkischen Faschismus demonstriert.

Zürich

In der Schweiz hatten der Demokratische Kurdische Rat (CDK-S) und der Verband kurdischer Frauen (YJK-S) zu einer vom Rojava-Komitee Zürich organisierten Demonstration mobilisiert. Tatkräftige Unterstützung gab es vom Bündnis demokratischer Kräfte (DGB). Unter einem bunten Fahnenmeer zogen mehrere hundert Menschen beginnend von der Rathausbrücke laut und kämpferisch bis zum gut 1,7 Kilometer entfernten America Center auf der Dufourstraße. Dort mündete der Marsch in eine kurze Abschlusskundgebung, in deren Rahmen eine Erklärung verlesen wurde. Mit Blick auf die türkischen Besatzungsangriffe in Südkurdistan wurde erklärt, dass das Datum für den Beginn der Invasion nicht zufällig ausgewählt worden sei. Die Invasion war in der Nacht zum 24. April eingeleitet worden, dem Jahrestag des Auftakts für den jungtürkischen Völkermord an den Armenier:innen im Osmanischen Reich. 106 Jahre später nutze der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan genau diesen Tag, um einen weiteren Völkermord voranzutreiben – mit Rückendeckung und Unterstützung der USA. Ohne grünes Licht aus Washington würde die Türkei wohl kaum eine grenzüberschreitende Operation einleiten.

 

Paris

Bei einer Kundgebung in Frankreichs Hauptstadt Paris wurde eine politische Lösung für die kurdische Frage eingefordert. Die Öffentlichkeit müsste endlich ihre Augen öffnen, die wahren Terroristen seien Erdoğan und seine Gefolgsleute, hieß es in Parolen und auf Transparenten mit Bildern des türkischen Regimechefs.

 

Athen

In der griechischen Hauptstadt Athen hatte die kurdische Jugendbewegung zu einer Kundgebung mobilisiert, an der auch türkische Linke teilnahmen. Die Gruppe traf sich im Stadtviertel Monastiraki, das zwischen der Altstadt Plaka und der Einkaufsstraße Ermou liegt. Nachdem zunächst eine Erklärung des KCDK-E in griechischer Übersetzung verlesen wurde, sammelten sich die Jugendlichen auf der Mitte des Platzes und riefen Parolen. Einige hielten dabei Fahnen mit dem Konterfei Abdullah Öcalans.

 

Auch in Ländern wie Dänemark und Schweden fanden Aktionen statt.