Erneute Hausbesetzung in Zürich

Das Kollektiv „Für alle ein Zuhause“ hat ein weiteres Haus in Zürich besetzt, um prekarisierten Menschen ein sicheres und selbstbestimmtes Zuhause und Schutz vor dem Coronavirus zu verschaffen.

In Zürich ist ein weiteres leerstehendes Haus besetzt worden, um prekarisierten Menschen ein sicheres und selbstbestimmtes Zuhause und Schutz vor dem Coronavirus zu verschaffen. Das teilt das Kollektiv „Für alle ein Zuhause“ in einer aktuellen Erklärung mit:

„Schon letzte Woche wurde von uns nahestehenden Menschen mit dem gleichen Ziel besetzt. Viel hat sich seither allerdings nicht verändert und deshalb bleiben unsere Anliegen bestehen. Der Notstand trifft immer noch diejenigen am härtesten, für die die Umstände vorher schon beschwerlich waren. Denn viele freuen sich momentan über die baldigen Lockerungen der Maßnahmen, haben sich eingeigelt und isoliert oder werfen mit sozialdarwinistischen oder verschwörungstheoretischen Phrasen um sich. Das letzte Geklatsche für das Pflegepersonal ist abgeklungen und der Gabenzaun ist leer. Das Wort ‚Solidarität‘ bleibt als die Worthülse zurück, zu der es verkommen ist. Doch es gibt mitten unter uns noch immer Menschen, für die der Lockdown zu ständigem Stress geführt hat und die sich nicht wie wir anderen auf unsere eigene Art mit dem Virus arrangieren konnten. Den Menschen, die bisher den Zwangsmaßnahmen entkommen sind, aber die es härter haben denn je – ihnen gehört unsere Solidarität. Eine praktische Solidarität.“

Drohende Räumung des Juch-Areal

Im Züricher Quartier Altstetten sind bereits vor zwei Wochen vier Häuser besetzt worden. Dem seit einem halben Jahr besetzten Juch-Areal in Zürich-Altstetten droht aktuell die Räumung. Am Montag wurden die Aktivist*innen von der Stadt darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Gelände bis Freitag geräumt sein muss. In einem offenen Brief an den Stadtrat schreiben die Besetzer*innen:

„Die Art und Weise, wie das Sozialdepartement der Stadt Zürich, gerade im Kontext der noch nicht überwundenen Corona-Krise, Menschen ohne festen Wohnsitz auf die Strasse stellen will, ist für uns unverständlich. Der fehlende Hinweis auf die zukünftige Nutzung und die damit vorweggenommene Verunmöglichung eines Diskurses darüber wirkt arrogant und autoritär.

Angesichts der prekären Lage während, aber auch außerhalb des Notstandes, ist die Räumung eines Areals dieser Größe innert solch kurzer Frist schlicht nicht durchführbar. Das Auseinanderreißen und Aufteilen einer Wohngemeinschaft birgt zudem ein großes Risiko in Hinsicht auf die Weiterverbreitung von SARS-CoV-2.

In einer Zeit, in der sogar vom Bund Solidarität propagiert wird, wirkt es umso zynischer, wenn auf diese Art und Weise solidarische, selbstverwaltete und emanzipatorische Projekte angegriffen werden, die auch Menschen Wohnraum bieten, welche vom Wohnungsmarkt ausgeschlossen sind. Wo sollen die von Ihnen vertriebenen Menschen denn bitte Ihrer Meinung nach so kurzfristig ein Zuhause finden?“