Erdoğan lehnt Distanzierung von Hamas ab

„Sie ist im Gazastreifen als politische Partei zu den Wahlen angetreten und hat gewonnen“ – der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan lehnt trotz wachsenden internationalen Druckes eine Distanzierung von der islamistischen Hamas ab.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan lehnt trotz wachsenden Drucks der USA eine Distanzierung von der islamistischen Hamas ab. Die Türkei stufe die Hamas nicht als terroristische Organisation ein, und diese Haltung sei der US-Regierung bekannt, sagte Erdoğan laut der Nachrichtenagentur AFP am Samstag auf der Rückreise von der Weltklimakonferenz in Dubai im Flugzeug vor Presseleuten. Die palästinensische Organisation sei im Gazastreifen „als politische Partei zu den Wahlen angetreten und hat gewonnen“.

Der im US-Finanzministerium für den Kampf gegen Terrorfinanzierung zuständige Unterstaatssekretär Brian Nelson bekundete bei einem Besuch in der Türkei in dieser Woche die „tiefe“ Besorgnis Washingtons über die früheren Beziehungen Ankaras zur Hamas. Seit dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Terrororganisation vor acht Wochen seien zwar keine Geldflüsse an die Hamas über die Türkei festgestellt worden, in der Vergangenheit habe Ankara ihr aber beim Zugang zu Finanzmitteln geholfen. Nelson rief die Türkei auf, mögliche künftige Geldtransfers gesetzlich zu verhindern.

Erdoğan verbat sich eine Einmischung der USA. „Wir gestalten unsere Außenpolitik in Ankara und richten sie nur nach den Interessen der Türkei und den Erwartungen unseres Volkes aus“, sagte der türkische Staatschef. Er sei überzeugt, „dass unsere Gesprächspartner die konsequenten und ausgewogenen außenpolitischen Schritte der Türkei in solchen humanitären Krisen und Konflikten zu schätzen wissen“.

Unterstützer der Hamas

Erdoğan, Chef der islamistischen Regierungspartei AKP, hatte mit seinen Äußerungen zum Nahost-Krieg zuletzt mehrfach für Aufsehen gesorgt. So bezeichnete er Israel wegen des Militäreinsatzes gegen die Hamas im Gazastreifen als „Kriegsverbrecher“ und „Terrorstaat“. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu wurde von ihm als „Schlächter von Gaza“ tituliert. Die Hamas, die bei ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober in IS-Manier Gräueltaten überwiegend an Zivilpersonen verübt und etwa 1.200 Menschen getötet hatte, nannte Erdoğan hingegen eine „Befreiungsbewegung“.  Derweil liegt die Zahl der im Krieg im Gazastreifen getöteten Menschen nach Darstellung des Gesundheitsministeriums der Hamas inzwischen bei mehr als 15.200.