Erdoğan kündigt weitere Ausgangssperren an

Erneut hat der türkische Staatschef wegen der Corona-Krise eine dreitägige weitgehende Ausgangssperre für 31 Städte und Provinzen angekündigt. Offiziellen Angaben zufolge sind in der Türkei bisher 2900 Menschen an Covid-19 gestorben.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan hat umfassende Kontakt- und Bewegungseinschränkungen für das erste Mai-Wochenende angekündigt. Die dreitägige weitgehende Ausgangssperre für 31 Städte und Provinzen des Landes beginne am Donnerstag um Mitternacht und ende am Sonntag um dieselbe Zeit, sagte Erdoğan am Montag nach einer online abgehaltenen Kabinettssitzung in Istanbul. Supermärkte seien demnach aber am Freitag zwischen 9 und 14 Uhr geöffnet. Die Verbote sollten auch an den kommenden Wochenenden bis Ende Mai gelten. Erdoğan sagte, er werde in Kürze einen Fahrplan für die Rückkehr zur Normalität bekanntgeben.

Bereits seit drei Wochen verhängt die Türkei an Wochenenden eine 48-stündige Ausgangssperre in den betroffenen Städten, darunter Istanbul, Izmir und Ankara sowie die drei kurdischen Großmetropolen Amed (türk. Diyarbakir), Mêrdîn (Mardin) und Wan (Van). Wichtige Einrichtungen wie Krankenhäuser, Apotheken und Bäckereien sind in der Regel geöffnet.

Unterdessen teilte der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca im Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass in den vergangenen 24 Stunden weitere 2.131 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. Damit stieg die offizielle Zahl der Infektionen auf insgesamt 112.261 an. Zudem seien an einem Tag 95 Menschen an den Folgen der neuartigen Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Die Gesamtzahl der Todesopfer stieg damit auf 2.900.

Über 400 Festnahmen wegen „Corona-Provokation“

Derweil sind in der Türkei innerhalb der letzten sechs Wochen 402 Menschen unter dem Vorwurf „falscher und provozierender“ Internet-Einträge über die Coronavirus-Krise festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Panik geschürt und die Regierung beschuldigt zu haben, nicht genug zur Eindämmung der Pandemie getan oder über die tatsächliche Zahl der Infizierten und Toten gelogen zu haben. Das gab das türkische Innenministerium am Montag bekannt. Die Verdächtigen gehörten demnach zu insgesamt 855 Inhabern von Konten in sozialen Netzwerken, deren Posts als „provozierend“ eingestuft wurden. Insgesamt habe man mehr als 6000 Konten geprüft.

Vorsitzender von Ärztekammer Riha kurzzeitig in Gewahrsam

In der nordkurdischen Provinzhauptstadt Riha (Urfa) waren heute unter demselben Vorwurf der Vorsitzende der Ärztekammer Ömer Melik und Generalsekretär Osman Yüksekyayla vorübergehend festgenommen worden. Ein Bereitschaftsgericht in Riha setzte beide unter Meldeauflagen auf freien Fuß. Das Verfahren wurde allerdings nicht eingestellt. Auch gegen den kurdischen Journalisten Oktay Candemir sind im Zusammenhang mit seiner Corona-Berichterstattung Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.