Ein Erdbeben der Stärke 5,0 hat am Donnerstagabend im Südosten der Türkei die Erde erschüttert. Das Beben sei etwa um 18:53 Uhr Ortszeit (16:53 Uhr MEZ) in Defne registriert worden, teilte die Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli mit. Der staatlichen türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD zufolge waren die Erschütterungen auch in anderen Landkreisen von Hatay und umliegenden Provinzen zu spüren.
Die Stadtgemeinde Defne, die südlich von Antakya liegt, befindet sich in der Provinz Hatay, die von der Erdbebenkatastrophe im syrisch-türkischen Grenzgebiet schwer getroffen wurde. Weite Teile der Provinz sind dem Erdboden gleichgemacht, allein Antakya ist zu 80 Prozent zerstört. Das Beben von heute habe nach Angaben des Gouverneurs von Hatay, Rahmi Dogan, mehrere bereits beschädigte Häuser völlig zum Einsturz gebracht. Menschen seien nach bisherigem Stand nicht verletzt worden, mehrere Einsatzteams durchkämmten zur Stunde das Erdbebengebiet.
Mehr als 8.500 Nachbeben im Katastrophengebiet
Im türkischen Katastrophengebiet sind seit den schweren Erdbeben vor zweieinhalb Wochen mehr als 8.500 Nachbeben registriert worden. Der AFAD-Geschäftsführer für Risikominderung, Orhan Tatar, teilte am Donnerstag mit, etwa alle drei Minuten gebe es in der Region ein Nachbeben. Diese Erschütterungen seien nicht nur in den elf Provinzen registriert worden, die nach den ersten Erdstößen am 6. Februar von der Regierung in Ankara zum Katastrophengebiet erklärt wurden. Auch in Kayseri und Niğde in Zentralanatolien bebte demnach die Erde. Laut Tatar zählt inzwischen auch der Landkreis Gürün (ku. Girîn) in der Provinz Sivas (Sêwas) als von der Katastrophe betroffen. „Es ist äußerst wichtig, sich von beschädigten Gebäuden fernzuhalten und sie nicht zu betreten“, sagte Tatar auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz in Ankara. Er warnte auch vor weiteren „intensiven Nachbeben“ sowie Unglücken wie Erdrutschen und Felsstürzen.
164.000 Gebäude in der Türkei zerstört oder schwer beschädigt
Bei den verheerenden Erdbeben in der Türkei sollen nach Regierungsangaben mehr als 164.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt worden sein. Diese Gebäude müssten dringend abgerissen werden, sagte Stadtplanungsminister Murat Kurum heute vor Medienschaffenden in der kurdischen Provinz Semsûr (tr. Adıyaman). Vorarbeiten für den Wiederaufbau hätten bereits begonnen.
Fast 50.000 bestätigte Todesfälle
Die Zahl der bestätigten Toten im Erdbebengebiet steigt indes immer noch. Zuletzt lag sie allein in der Türkei bei 43.556. In Syrien sind bisher 5.900 Tote im Zusammenhang mit dem Beben gezählt worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmäßig aktualisiert und gilt nicht als verlässlich. Zehntausende Menschen wurden zudem verletzt, Tausende gelten noch als vermisst. Millionen Menschen sind von den Auswirkungen der heftigen Erdstöße betroffen.