Düsseldorf: Prozess gegen mutmaßliche IS-Terroristin aus Rheine

Mit Kevser T. steht demnächst eine mutmaßliche Terroristin vor Gericht, die aus Rheine ins IS-Kalifat auswanderte. Die Deutschtürkin ist seit Oktober zurück in Deutschland. Ihr wird IS-Mitgliedschaft und Verletzung der Fürsorgepflicht vorgeworfen.

In der kommenden Woche steht eine weitere mutmaßliche Terroristin der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) vor Gericht, die mit einer Rückholaktion der Bundesregierung aus der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien nach Deutschland gebracht wurde. Angeklagt ist die Deutschtürkin Kevser T. aus dem westfälischen Rheine. Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf wirft ihr die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht vor. Der Prozess beginnt am Dienstag und wird am Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf verhandelt.

Kevser T. soll Ende November 2013 mit dem deutschen Islamisten Florian L. und ihrem damals einjährigen Sohn zum IS nach Syrien ausgereist sein. Dort habe sie für ihren Ehemann, der für kriegerische Einsätze im Dienst des IS stand, den Haushalt geführt und Geld sowie Lebensmittelpakete vom selbsternannten Kalifat erhalten. Laut Staatsschützern soll T. zudem die Einschleusung von zwei weiteren IS-Mitgliedern organisiert und versucht haben, eine in Deutschland lebende Bekannte zur Ausreise ins IS-Gebiet zu bewegen.

Nach dem Tod ihres Mannes bei einem Kampfeinsatz im Frühjahr 2016 soll Kevser T. sich laut Anklage bei Angehörigen in Deutschland um Geld für ihre Familie sowie andere IS-Angehörige bemüht haben, um weiter in Syrien leben zu können. Sie habe zudem in Kauf genommen, dass ihre inzwischen zwei Kinder Bombenangriffen ausgesetzt waren und ihre Entwicklung gefährdet war.

YPJ-Kämpferinnen feiern am 8. März 2019 am Rande des finalen Sturms auf die letzte IS-Bastion Baghuz den internationalen Frauenkampftag. Rund zwei Wochen später wurde das Ende der Territorialherrschaft des IS verkündet.


Kevser T. wurde Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) im Zuge der finalen Anti-IS-Offensive „Gewittersturm Cizîrê“ aufgegriffen und kam in das Auffang- und Internierungslager Roj, eine Einrichtung der nordostsyrischen Autonomieverwaltung für Dschihadistinnen aus dem europäischen Ausland. Im Oktober 2022 wurde sie zusammen mit drei weiteren IS-Anhängerinnen, einem Mann und sieben Kindern nach Deutschland zurückgeholt.

Nach ihrer Landung auf dem Flughafen in Frankfurt am Main war Kevser T. zunächst noch in Untersuchungshaft genommen worden. Am 1. März 2023 wurde der Haftbefehl gegen sie unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat für das Verfahren, das am 4. April beginnt, bis 9. Mai fünf Verhandlungstage angesetzt.

Titelfoto: Evakuierung von ausländischen IS-Anhängerinnen aus der letzten IS-Bation Baghuz, 4. März 2019