Kurz vor Heiligabend ist der Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend zum Schauplatz eines Anschlags geworden. Ein Auto raste in eine Menschenmenge, nach jüngsten Meldungen gab es fünf Tote und über 200 Verletzte, wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Samstag sagte. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Die Ermittlungen laufen, das Motiv ist bislang unklar. Zuvor gab es Spekulationen um ein islamistisches Motiv.
Der in Köln ansässige Dachverband Islamisch-Kurdischer Gemeinden in Deutschland e.V. (DIKG) zeigte sich entsetzt und verurteilte die tödliche Attacke von Magdeburg aufs Schärfste. „Ein solcher Angriff auf unschuldige und wehrlose Zivilisten – unabhängig von ihrem Namen, Glauben oder ihrer Überzeugung – ist inakzeptabel und nichts anderes als eine barbarische und menschenverachtende Tat“, sagte DIKG-Vorstandsvorsitzender Ahmet Turhallı. „Dieser Anschlag gegen unsere Mitbürger ist ein widerwärtiger, feiger und gegen uns alle gerichteter Akt“, ergänzte er.
Der mutmaßliche Täter des Anschlags, ein 50-jähriger Mann aus Saudi-Arabien, wurde unmittelbar am Tatort von Polizisten festgenommen. Laut Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) handelt es sich um einen Arzt, der in Bernburg lebt und arbeitet. Der Mann sei 2006 erstmals nach Deutschland eingereist und verfüge über einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Als Islamist sei er den Behörden nach bisherigen Erkenntnissen nicht bekannt gewesen.
Recherchen von Investigativ-Journalist:innen des WDR und NDR ergaben, dass der mutmaßliche Täter in der saudischen Exil-Community eine „durchaus prominente Figur“ sei und als Ansprechpartner für Asylsuchende, insbesondere Frauen, galt. Im Netz habe er sich extrem islamkritisch positioniert. So soll er in den letzten Jahren eine fortschreitende Islamisierung Deutschlands angeprangert und offen mit der rechtsextremen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) sympathisiert haben.
DIKG: Demokratie und Frieden schützen
„Wir hoffen inständig, dass solche Gräueltaten und ähnliches Leid in unserer Gesellschaft nie wieder vorkommen“, erklärte DIKG-Vorsitzender Turhallı. Ihm gehe es darum, den Opfern und deren Familien tiefes Mitgefühl zu zeigen, zusammen zu stehen und den Verletzten baldige Gensung zu wünschen. „Als Teil der deutschen Gesellschaft müssen wir uns um die demokratischen Werte scharen und klarstellen, dass weder diesen Tätern noch denjenigen, die diese barbarischen Gedanken unterstützen, Platz in unserer Gesellschaft gewährt wird“, betonte er. „Wir bekennen uns zu unserer Überzeugung, die deutsche Demokratie und die multikulturelle Vielfalt hierzulande zu schützen. Kein radikales oder extremistisches Gedankengut wird von uns toleriert. Trotz dieser Grausamkeiten werden wir uns weiterhin für Demokratie und Frieden einsetzen und noch stärker daran arbeiten, unsere Gesellschaft auf der Grundlage menschlicher Werte zu vereinen.“
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