„Der türkische Staat konnte den Widerstandsgeist nicht brechen“

Kämpferinnen der Frauenguerilla YJA Star berichten gegenüber dem Radiosender Dengê Welat über den Widerstand in den Medya-Verteidigungsgebieten.

Guerillakämpferinnen der YJA Star äußern sich im Interview mit dem Radiosender Dengê Welat zur Entwicklung der Situation in den Medya-Verteidigungsgebieten. Seit dem 23. April versucht die türkische Armee, die südkurdische Region mit aller Gewalt zu besetzen. Die Guerilla leistet dagegen erbittert Widerstand. Die Kämpferinnen Havva Koçer und Viyan Botan geben dem Radiosender Auskunft über die Lage.

Wie sind die Angriffe des türkischen Staates Ihrer Meinung nach einzuordnen?

Havva Koçer: Der Krieg begann eigentlich nicht wirklich am 23. April. Als der Waffenstillstand (2015) vorbei war, haben die Angriffe auf unsere Bewegung begonnen. Der AKP/MHP-Faschismus begann in diesem Jahr am 23. April eine Invasion gegen die Gebiete Zap, Avaşîn und Metîna und eskalierte die Angriffe weiter. Davor erfolgten die ersten Angriffe auf das Gebiet von Heftanîn. Sie wollten auch in Gare einfallen, aber der Wille der Freund:innen, ihre Opfer und ihr Widerstand führten zum Sieg über den Feind. Der Widerstand gegen die Angriffe, die dann am 23. April auf Zap, Avaşîn und Metîna begannen, führte dazu, dass der Feind feststeckte. Das Hauptziel des mörderischen AKP/MHP-Regimes war es, innerhalb von ein oder zwei Monaten die gesamten Medya-Verteidigungsgebiete zu besetzen. In diesen Regionen entwickelte sich unter der Führung der YJA Star großer Widerstand. Das ist für alle sichtbar geworden. Der Wille der Freund:innen und ihre Opferbereitschaft geben uns große Moral. Sie erwächst aus der Kraft, die wir aus Rêber Apo [Abdullah Öcalan] ziehen.

Viyan Botan: Seit April herrscht ein totaler Krieg. Der türkische Staat will das kurdische Volk, die Guerilla und die Freiheitsbewegung vernichten. Er benutzt alle möglichen verbotenen Waffen, chemische Waffen eingeschlossen. Er kennt kein Kriegsrecht. Der Widerstand der Guerilla hält aber dennoch an. Trotz der Angriffe des türkischen Staates setzt die Guerilla ihre effektiven Aktionen fort. Wenn wir uns die Entwicklungen ansehen, können wir erkennen, dass die Guerilla dem Sieg näherkommt.

Wie ist der Widerstand unter Führung der YJA Star gegen die Angriffe des türkischen Staats zu betrachten und wie sollte sich an diesem Prozess beteiligt werden?

Havva Koçer: Es war der Wille der Frauen, der die Welt in diesem Krieg am meisten beeindruckte. Der Kampf wird von Frauen angeführt. Er hat viele Heldinnen hervorgebracht. Die Kämpferinnen der YJA Star haben viele effektive Aktionen durchgeführt. In diesem Krieg machten die YJA-Star-Kämpferinnen deutlich, dass Frauen in allen Bereichen erfolgreich sein können. Die Kämpferinnen akzeptieren keine Kapitulation, sie kämpfen, um ihren Willen zu verteidigen. Als der türkische Staat den Widerstand der Guerilla nicht brechen konnte, griff er zu chemischen Waffen. Deshalb erfordert der Kampf gegen den Feind einen starken Willen, Engagement und eine tiefe ideologische Verbundenheit. Wir werden mit der Kraft unserer gefallenen Freund:innen ihren Spuren in unserem Kampf folgen.

Viyan Botan: Die Rolle der YJA Star im Widerstand in Metîna, Zap und Avaşîn ist sehr bedeutsam. Die YJA-Star-Guerillakämpferinnen haben viele effektive und erfolgreiche Aktionen gegen den Feind durchgeführt. Sie können die Angst und den Schrecken, die die Soldaten bei diesen Aktionen erleben, in ihren Augen sehen.

Wie ist die militärische Lage im Moment?

Havva Koçer: Es gibt ein Kriegsvölkerrecht, aber in diesem Krieg sieht man, dass der türkische Staat weder die Kraft noch die Entschlossenheit zu siegen hat, also greift er mit schmutzigen Methoden an. Er erkennt keine Regeln des Krieges an. Zum Beispiel benutzt er jetzt Waffen, die weltweit verboten sind. Vor den Augen der ganzen Welt greift er mit Chemiewaffen an. Der türkische Staat hat in der Vergangenheit auch schon chemische Waffen eingesetzt und macht das nun erneut, weil er in einer Sackgasse feststeckt. Doch trotz alldem konnte er immer noch keine Fortschritte erzielen.

Viyan Botan: Die Kämpferinnen der YJA Star kämpften bereits vor den Angriffen vom 23. April im Krieg von Heftanîn. Jetzt spielen sie ebenfalls ihre Rolle in den Medya-Verteidigungsgebieten. Dies ist ein großer Erfolg für die Frauenguerilla. Im Allgemeinen leistet die Guerilla großen Widerstand. Der Feind hat es nicht geschafft, in die Kriegstunnel einzudringen, und da der türkische Staat diesen Krieg gewinnen will, setzt er chemische Waffen ein. Natürlich hat die Guerilla Taktiken und Methoden dagegen. Die Guerilla ist nie alternativlos.

Wie entwickelt sich der Widerstand unter Führung der YJA Star? Was erwarten Sie vom kurdischen Volk?

Havva Koçer: Der Widerstand, angeführt von YJA Star und HPG, hatte sowohl in Kurdistan als auch auf das Ausland Auswirkungen. Der Kampf gegen alle Arten von Unterdrückung und Gewalt in der Türkei, der von Frauen, jungen Menschen und allen Teilen der Gesellschaft geführt wird, spiegelt dies wider. Unsere Leute in Europa und Kurdistan sind immer in Bewegung. Sie sind ununterbrochen aktiv. Das ist der Einfluss der Guerilla. Der Widerstand der Guerilla in den Bergen Kurdistans breitet sich auf alle Gebiete aus. Er schafft einen neuen Geist.

Viyan Botan: Unter der Führung der YJA Star wird ein großer Krieg geführt. Das kurdische Volk und seine Freund:innen unterstützen den Widerstand der Guerilla und helfen. Das schafft auch gleichzeitig Stärke auf internationaler Ebene. Und wir, die Kämpferinnen der YJA Star, werden den Feind besiegen und in diesem Krieg triumphieren.