Demonstrationen in Deutschland: „Ihr Widerstand lebt weiter“

Auch in Düsseldorf, Halle, Kassel, Stuttgart und Freiburg ist mit Demonstrationen und Kundgebungen die Bestrafung der Mörder von Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez gefordert worden.

In vielen Städten in Deutschland ist am Samstag den vor acht Jahren ermordeten Kurdinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez gedacht und eine Bestrafung der Mörder gefordert worden, so auch in Düsseldorf, Halle, Kassel, Stuttgart und Freiburg.

Düsseldorf

Eine Demonstration in Düsseldorf wurde von einem Transparent mit der Aufschrift „Sara Rojbîn Ronahî – Ihr Widerstand lebt weiter“ angeführt. Zum Auftakt hielt Ayten Kaplan als Sprecherin des bundesweiten Frauendachverbands YJK-E eine Ansprache und sagte: „Der 9. Januar ist für die Kurdinnen und Kurden ein schwarzer Tag. Wir haben das Massaker nicht vergessen. Es war eine Kriegserklärung an freie Frauen. Sakine Cansız und ihre Mitstreiterinnen haben uns ein großes Erbe hinterlassen. Dieses Erbe haben wir angenommen. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Frauen wird.“

Auch der Volksrat der Eelamtamilen in Deutschland e.V. beteiligte sich mit einem Redebeitrag. Darin hieß es: „Gemeinsam gedenken wir heute mit euch den drei Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), eine der PKK-Gründungspersönlichkeiten, Fidan Doğan (Rojbîn), die Pariser Vertreterin des Kurdistan Nationalkongress (KNK) und Leyla Şaylemez (Ronahî), Aktivistin der kurdischen Jugendbewegung, die am 9. Januar 2013 in Paris gezielt hingerichtet wurden. Sie wurden ermordet für ihr Eintreten für die Freiheit des kurdischen Volkes, für gesellschaftlichen Fortschritt, eine solidarische Gesellschaft und insbesondere die Frauenbefreiung.

Sakine, Fidan und Leyla waren herausragende und exponierte Persönlichkeiten und Kämpferinnen für eine neue Gesellschaft, die wir erkämpfen wollen. Wir trauern mit euch um den Verlust eurer Genossinnen, Freundinnen und Verwandten. Die wahren Mörder sitzen in Ankara und wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen, doch dieser Tag wird kommen, es ist eine Frage der Zeit! Gemeinsam mit euch werden wir nicht müde, die Kriegstreiber und Mörder öffentlich anzuklagen, die Zehntausende von uns für ihren Freiheitskampf verfolgen, einsperren und umbringen lassen– doch nur solange, bis die Gerechtigkeit siegt!

Heute sind wir selbst im Exil nicht sicher. Auch hier in Europa werden wir von den Regierungen  verfolgt, als Terroristinnen und Terroristen angeklagt, mit Abschiebung bedroht – oder einem Erschiessungskommando auf Geheiß der Regime, vor denen wir geflohen sind. Wir Tamilinnen und Tamilen teilen den Schmerz und die Wut auch deswegen, weil unsere Bevölkerung die gleichen Erfahrungen gemacht hat. Am 26. Oktober 1996 wurden die Genossen Nathan, Finanzchef der LTTE, und Kajan, Chefredakteur der oppositionellen Zeitung Eelamurasu, ebenfalls in Paris gezielt ermordet. Im November 2012 wurde Parithi, ehemaliger LTTE-Kommandeur und Leiter des Tamil Coordination Comitee, vor dem Büro der Organisation in Paris mit Schüssen hingerichtet. 

Genau wie Sakine, Fidan und Leyla waren Nathan, Kajan und Parithi sich des Risikos bewusst und haben den Kampf gewählt, das ist ihr Vermächtnis und unsere Verpflichtung! Lasst uns also weiter gemeinsam für das Selbstbestimmungsrecht aller Bevölkerungen und aller Menschen kämpfen! Die Straflosigkeit der Henker muss ein Ende haben, unsere politischen Gefangenen müssen freigelassen werden, die sozialen Verhältnisse müssen sich grundsätzlich ändern, sowohl in unseren Herkunftsländern, als auch überall auf der Welt. In Gedenken an die gefallenen Revolutionärinnen und Revolutionäre schreiten wir voran! Es lebe unser Kampf für Selbstbestimmung, Frieden und soziale Gerechtigkeit! Es lebe die internationale Solidarität!“

Weitere Redebeiträge erfolgten von der Bundestagsabgeordneten Kathrin Vogler (DIE LINKE), Yildiz Filimci (KON-MED) sowie der Vereinigten Revolutionsbewegung der Frauen (KBDH). Bei der Abschlusskundgebung trat der kurdische Musiker Hozan Cömert auf.

Halle


Bei einer Kundgebung in Halle wurden die Lebensläufe der drei ermordeten Frauen dargestellt. Leyla Şaylemez hatte mit ihrer Familie in Halle gelebt, bevor sie sich der kurdischen Jugendbewegung anschloss. Menderes Canbek erklärte im Namen der kurdischen Föderation FED-KURD: „Deutschland und Frankreich wissen ebenso gut wie wir, wer die Täter sind. Wenn sich diese Staaten den Menschenrechten verpflichtet fühlen, müssen sie die Täter vor Gericht stellen. Ein Verbrechen, das im Zentrum Europas begangen wird, kann nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden.“

Kassel


Eine Kundgebung in Kassel wurde mit einer Schweigeminute eingeleitet. In Redebeiträgen von Women Defend Rojava, der kurdischen Frauenbewegung und weiteren internationalistischen Organisationen wurde zum kollektiven Kampf aufgerufen.

Stuttgart


In Stuttgart fand eine Demonstration von der Lautenschlagerstraße zum Schlossplatz statt. Am Rande der Demonstration wurden Unterschriften für die von der kurdischen Frauenbewegung in Europa initiierte Kampagne „100 Gründe, um den Diktator zu verurteilen“ gesammelt.

Freiburg


In Freiburg wurde mit einer Demonstration, die vom Platz der alten Synagoge durch die Innenstadt zurück zum Platz führte, die Bestrafung der Mörder von Paris gefordert.