Demonstration zum Welt-Kobanê-Tag in Wien
Zum Welt-Kobanê-Tag am 1. November findet in Wien eine Bündnisdemonstration unter dem Motto „Den türkischen Faschismus stoppen!“ statt.
Zum Welt-Kobanê-Tag am 1. November findet in Wien eine Bündnisdemonstration unter dem Motto „Den türkischen Faschismus stoppen!“ statt.
Kurdische Strukturen, linke migrantische Gruppen aus der Türkei und die Kampagne Rise Up 4 Rojava rufen für den Welt-Kobanê-Tag in Wien zu einer Demonstration auf, das Motto: „Den türkischen Faschismus stoppen!“
Im Demonstrationsaufruf wird deutlich gemacht, warum auch Menschen in Wien zum Welt-Kobanê-Tag auf die Straße gehen sollten: Kobanê sei ein „Symbol des antifaschistischen Widerstandes und ein Zeichen dafür, dass Frauenbefreiung, der Aufbau von Räten und solidarischen Wirtschaftsstrukturen auch in einer Welt des Krieges und der Unterdrückung möglich sind“, erklären die Aktivist:innen.
In ihrem Aufruf gehen sie aber auch auf die aktuelle Lage in Kurdistan ein: „Das türkische AKP/MHP-Regime hat in den vergangenen Monaten mehrfach Zivilist:innen und Stellungen der kurdischen Arbeiter:innenpartei PKK in Südkurdistan/Nordirak angegriffen. Trotz Bombenterror und dem Einsatz von chemischen Kampfstoffen scheitern die Besatzer in Südkurdistan aber regelmäßig am Widerstand der Guerilla. Weil die Invasion in Südkurdistan nicht wie gewünscht verläuft, hat der türkische Faschismus sein Radar jetzt wieder verstärkt auf Rojava gerichtet und es sieht so aus, als ob das anvisierte Ziel die nordsyrische Stadt Tel Rifat ist.“
„Weil wir einen gemeinsamen Feind haben“
Die Demo in Wien soll ein klares Signal gegen den Krieg senden: „Wir gehen am 1. November auch in Wien auf die Straße, weil wir für ein Ende des Krieges sind. Für ein Ende des Krieges, den das Erdoğan-Regime und andere Regime gegen die Frauenbewegung und gegen alle freiheitlichen Kräfte führen. Weil wir gegen die Angriffe auf Nordostsyrien sind, gegen die chemischen Kampfstoffe, die Erdoğan in Südkurdistan einsetzt, gegen die Angriffe auf die ezidische Selbstverwaltung im Shengal. Wir gehen auf die Straße, weil wir für die Freiheit des Vorsitzenden der kurdischen Arbeiter:innenpartei Abdullah Öcalans sind, denn nur mit ihm ist eine friedliche Lösung der Konflikte im Mittleren Osten möglich.“
Bei der Demonstration geht es aber um mehr, als um den Krieg: „Wir gehen auf die Straße, weil wir einen gemeinsamen Feind haben“, erklären die Aktivist:innen. „Eine von patriarchalen Werten geprägte globale kapitalistische Machtstruktur, in der permanent Krieg um Einfluss und Ressourcen geführt wird. Ein System, in dem Konzerne und Regierungen für Profit und Macht über Leichen gehen. Ein System, das den Dschihadismus fördert und das jederzeit droht, in den Faschismus umzuschlagen.“
Die Demonstration in Wien startet um 15 Uhr im Resselpark.
Welt-Kobanê-Tag
Im September 2014 erschütterte der Vormarsch der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) den Mittleren Osten und die ganze Welt. Die unter anderem mit erbeuteten US-Waffen aus irakischen Beständen und türkischer Unterstützung hochgerüstete Terrororganisation hatte nach der kampflosen Einnahme von Mosul ihr Augenmerk auf Nordsyrien und insbesondere auf Kobanê gerichtet. Nichts schien die Islamisten zu stoppen, nachdem Raqqa überrannt und die Hälfte Syriens für das selbsternannte „Kalifat“ beansprucht wurde. In Raqqa hatte sich der IS zudem reichlich mit russischen Waffen ausgestattet und marschierte direkt weiter auf Kobanê. Mit der Übernahme der Region wollte sich der IS eine weitere Verbindung zu seinen Nachschubwegen in die Türkei öffnen und der demokratischen Selbstverwaltung einen empfindlichen Schlag versetzen. Da die Selbstverwaltung für die Türkei den Hauptfeind darstellte und auch von den übrigen NATO-Staaten abgelehnt wurde, wurde Kobanê abgeschrieben. Der Kampf um Kobanê bildete aber den entscheidenden Wendepunkt. Der türkische Regimechef Erdoğan behauptete immer wieder, Kobanê sei gefallen und US-Außenminister John Kerry erklärte, so bedauerlich es sei, werde man nicht eingreifen, denn Kobanê habe keine „strategische Bedeutung.“ Erst der hartnäckige Widerstand der YPG und YPJ, der Menschen in Kobanê und weltweiter Protest zwangen die USA zur Unterstützung. Die Hauptlast trugen aber weiterhin die YPG und YPJ. In 134 Tagen Kampf um jeden Quadratmeter der Stadt brachten sie der größten Terrormiliz des 21. Jahrhunderts die entscheidende Niederlage bei. In Solidarität mit den Menschen, die damals den Kampf um eine freiheitliche und demokratische Welt gewonnen haben, wurde der 1. November als internationaler Welt-Kobanê-Tag ausgerufen.