Offene Fragen nach Mord an Achtjähriger
Politiker:innen der DEM-Partei haben das Grab von Narin Güran in Amed (tr. Diyabakir) besucht. Die Achtjährige aus der ländlichen Siedlung Çûlî (Tavşantepe) war am 21. August verschwunden und wurde 19 Tage später tot aufgefunden. Ihre Leiche war in einem Sack am Rande eines Baches in der Nähe ihres Wohnortes abgelegt worden.
Den gemeinsamen Grabbesuch hatte der Frauenrat der DEM-Partei angeregt. Die DEM-Vorsitzende Tülay Hatimoğulları sagte auf dem Friedhof: „Wir sind am Grab von Narin. 19 Tage lang haben wir auf die gute Nachricht gewartet, dass sie lebt. Aber dann haben wir alle die schmerzliche Nachricht von ihrem Tod gehört. Wegen Narins Tod sind gewaltige Dinge geschehen. Wir sollten wissen, dass es Tausende von Kindern gibt, deren Geschichte unbekannt ist und die nicht über die Gewalt, die sie erlebt haben, berichten können. Tausende von Kindern werden auf diese Weise ermordet. Die Mörder sind das von Männern dominierte System, die Regierung, die lokalen Mikromachthaber. Das männliche Herrschaftssystem schützt Mörder und Vergewaltiger. Frauen und Kinder werden nicht geschützt.“
Tülay Hatimoğulları warf der Regierung vor, die Ermittlungen in dem Fall zu behindern und den Hintergrund des Mordes zu verschleiern. So wie 1996 der Susurluk-Skandal die Verflechtung von Staat und Mafia aufgedeckt habe, „hat der Mord an Narin in Tavşantepe die Politik militaristischer Kräfte und des Staates offengelegt“, so die Ko-Vorsitzende der DEM-Partei. „Es ist eine JITEM-Allianz.“
Im Verweis über ein bei der Suche nach Narin in Çûlî entdecktes Waffenlager und Verbindungen zu der vom türkischen Staat aufgebauten kurdisch-islamistischen Hizbullah sagte Hatimoğulları: „Ist es diese Waffenkammer, die geschützt werden soll? Wie viele andere Waffendepots gibt es in Kurdistan? Was hat das mit dem Mord an Narin zu tun? Warum werden vertrauliche Informationen aus der Ermittlungsakte geleakt? Wie wurde Narin ermordet und wer hat sie ermordet? Durch wen und warum werden die Mörder geschützt? Nach dem Tod von Narin sind viele Fragen und Probleme offen geblieben. Als DEM-Partei werden wir den Fall so lange verfolgen, bis die Mörder von Narin entlarvt und all diese Fragen beantwortet sind. Wir werden diesen Fall weiterverfolgen, damit keine Kinder mehr ermordet werden. Liebe Narin, im Namen aller Frauen in der Türkei und in Kurdistan werden wir dafür kämpfen, dass anderen Kindern wie dir nichts passiert. Wir sind traurig, mehr als Worte es ausdrücken können.“
Fotos © MA