Civaka Azad: Türkische Kriegsverbrechen auf Video dokumentiert?

Dem Berliner Büro von Civaka Azad ist Bild- und Videomaterial zugespielt worden, auf welchem uniformierte türkische Soldaten offensichtlich Kriegsverbrechen begehen. Das Material zeigt unter anderem die Schändung von Leichnamen getöteter PKK-Mitglieder.

Civaka Azad, dem Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit in Berlin, ist von Journalist:innen und Aktivist:innen aus Südkurdistan Bilder- und Videomaterial zugespielt worden, auf welchem uniformierte türkische Soldaten offensichtlich Kriegsverbrechen begehen. Das Material zeigt unter anderem die Schändung von Leichnamen getöteter PKK-Mitglieder. Veröffentlicht wurden die Bilder auf sozialen Medienkanälen von türkischen Militärangehörigen. „Leider konnten wir nicht überprüfen, wo genau und wann diese Bilder und Videos entstanden. Laut den Informationen, die wir erhalten haben, stehen aber zumindest einige der Materialien im Zusammenhang mit dem aktuellen Angriffskrieg der Türkei in Südkurdistan“, teilt Civaka Azad mit. Das Büro bietet Interessierten eine Sichtung und möglicherweise Prüfung des Bildmaterials an und steht für Rückfragen telefonisch oder per Mail zur Verfügung.

In der Pressemitteilung von Civaka Azad heißt es außerdem:

Seit zwei Monaten führt die Türkei einen umfassenden Angriffskrieg in Südkurdistan (Nordirak). Nun haben die Volksverteidigungskräfte (HPG), die bewaffneten Strukturen der PKK, eine zweimonatige Kriegsbilanz veröffentlicht. Die veröffentlichten Zahlen verdeutlichen das Ausmaß des türkischen Angriffskrieges: Demnach wurden die von der PKK kontrollierten Gebiete in den letzten zwei Monaten 2.065 Mal durch Luftangriffe bombardiert. 288 Mal soll es zu direkten Gefechten zwischen der türkischen Armee und den Guerillakräften der PKK gekommen sein. Die PKK beziffert die Verluste in ihren Reihen mit 58 Toten, während sie von 985 getöteten türkischen Soldaten spricht. Unabhängig bestätigen lassen sich diese Angaben nicht.

Chemiewaffeneinsatz in einem völkerrechtswidrigen Krieg

In der Bilanz ist außerdem von 779 Chemie- und Sprengstoffangriffen der türkischen Armee die Rede. Die PKK hatte bereits in der Vergangenheit öffentlich gemacht, dass die türkische Armee verbotene chemische Kampfstoffe bei Angriffen gegen die Tunnelsysteme der Guerillaeinheiten einsetzt. Einem Aufruf der PKK zur unabhängigen Prüfung der türkischen Chemiewaffeneinsätze in Südkurdistan folgte der britische Journalist Steve Sweeney, der seine Befunde im Mai 2022 in einem Bericht zusammentrug. Den Bericht finden Sie unter folgendem Link: https://www.peaceinkurdistancampaign.com/report-collusion-conspiracy-corruption-an-on-the-ground-report-into-turkish-war-crimes-and-use-of-chemical-weapons-by-steve-sweeney/

Berechtigte Zweifel bestehen zudem am Narrativ der türkischen Regierung, dass es sich bei dem Angriffskrieg in Südkurdistan um Maßnahmen der Selbstverteidigung handelt. Die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut hat in Bezug auf den türkischen Angriffskrieg in Südkurdistan den Wissenschaftlichen Dienst (WD) des Deutschen Bundestages damit beauftragt, die völkerrechtlichen Implikationen zu beurteilen. Darin stellt der WD die Vereinbarkeit der türkischen Offensive mit dem Völkerrecht in Frage. Die vollständige Ausarbeitung des WD finden Sie unter nachfolgendem Link: https://goekay-akbulut.de/2022/05/20/voelkerrechtliche-bewertung-der-tuerkischen-angriffe-im-nordirak/