Die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ legt sich mit Recep Tayyip Erdogan an. Die Titelseite des heute erschienenen Magazins mit dem Titel „Erdogan - privat ist er sehr lustig“ zeigt den halbnackten türkischen Präsidenten, wie er den Schleier einer Frau lüftet. Die Sprachblase dazu: „Ohh! Der Prophet!“
Erwartungsgemäß reagiert der Präsidentenpalast empört auf die Provokation, die den Schlagabtausch der vergangenen Tage zwischen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Recep Tayyip Erdogan weiter anheizt. Nach der Enthauptung des Lehrers Samuel Paty durch einen Islamisten verteidigte Macron die Meinungsfreiheit in Frankreich, die auch Karikaturen von Mohammed umfasst.
Dass der türkische Präsident nicht viel von Meinungsfreiheit hält, beweist er jeden Tag aufs Neue. Selbst ist er allerdings nicht zimperlich mit seinen Verbalattacken. So bezeichnete er den französischen Staatschef als „geisteskrank“, der „in psychiatrische Behandlung“ gehöre. Am Montag legte er nach und rief zum Boykott französischer Produkte auf.
Diese Pöbeleien aus dem Palast von Ankara wurden gestern noch getoppt vom stellvertretenden Kultur- und Tourismusminister Dr. Serdar Çam, der zur Charlie Hebdo-Karikatur twitterte: „Vous êtes des bâtards. Vous êtes des fils des chiennes“ (deutsch: „Ihr seid Bastarde, Ihr seid Hurensöhne.“). Viele fragen sich daraufhin, wie weit das Niveau der türkischen Offiziellen noch sinken wird.
Dabei muss man die Karikaturen von Charlie Hebdo nicht gut finden. Aber sie sind von der Meinungsfreiheit gedeckt. Was weder von Menschenrechten oder dem Völkerrecht gedeckt ist, ist die barbarische Politik des türkischen Staates im Auftrag des Präsidenten. Was ist geschmackloser: Mit islamistischen Halsabschneidern gemeinsame Sache zu machen oder einen Präsidenten zu verspotten? Was ist anstößiger: die Ehrverletzung eines türkischen Präsidenten oder die Femizide in einer bigotten Gesellschaft? Die Waffe von Charlie Hebdo ist ein Stift, der provoziert, vielleicht grenzwertig ist oder beleidigt. Die Waffen von Erdogan und seinen dschihadistischen Söldnern beleidigen nicht, sie töten. Tag für Tag.