Vier Jahre nach dem rassistischen Anschlag in Hanau wurde am Montag in vielen Städten Deutschlands an die Ermordeten erinnert. Im niedersächsischen Celle machte der Arbeitskreis Internationalismus in Form einer Kundgebung auf den traurigen Jahrestag aufmerksam und zog Verbindungen zu den aktuellen Ereignissen rund um die AfD.
Am 19. Februar 2020 hatte ein Rassist in Hanau zehn Menschen kaltblütig ermordet: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Anschließend tötete er seine Mutter Gabriele Rathjen. Seit diesem Tag macht auch die „Initiative 19. Februar“, bestehend aus Angehörigen und Bekannten der Ermordeten, auf die Probleme von Rassismus, aber auch das klare Versagen des Staates aufmerksam.
Mit der Veranstaltung setze der Arbeitskreis ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. „Wir müssen uns gegen die Normalisierung rassistischer Politik, gegen Vertreibung, Ausgrenzung und Gewalt einsetzen“, forderte Tina Dainert.
Video: Arbeitskreis Internationalismus Celle
„Wir freuen uns, dass in den vergangenen Wochen viele Menschen auf die Straße gegangen sind, um sich gegen Rassismus und die AfD zu positionieren. Jedoch werden dies und Wahlkreuze nicht ausreichen. Denn auch alle größeren Parteien wie die SPD, CDU oder die Grünen sind Teil der Diskursverschiebung nach rechts: Abschiebungen werden intensiviert, die Argumentation gegen Geflüchtete immer härter – diese Ausgrenzung ist der Nährboden für rassistische Gewalttaten. Wir müssen über die Geschichte und Ursprünge von Rassismus reden und diese bekämpfen. Es braucht einen klaren gesellschaftlichen Wandel und überall ein aktives Eintreten gegen Diskriminierung“, fasste Tina Dainert weiter zusammen.
Dazu gehöre eine klare Abkehr von der Abschottung der Grenzen Europas, Bekämpfung von Fluchtursachen und die Thematisierung von Rassismus in allen gesellschaftlichen Bereichen, wie in Schulen und Arbeitsstellen.
Der Arbeitskreis Internationalismus hatte am heutigen Montagnachmittag in der Celler Innenstadt einen Pavillon zum Gedenken aufgebaut. Dazu wurden kleine Geschichten über die Ermordeten erzählt und selbstgedruckte Flyer mit ihren Gesichtern an Interessierte verteilt.
Die Stadt Celle zeichnet sich durch eine kulturelle Vielfalt aus, aber auch hier brauche es noch viel Raum für Inklusion, Akzeptanz und Veränderung. Der Arbeitskreis Internationalismus schlägt deshalb vor, mehr auf die Migrationsgesellschaft zuzugehen und vor allem zuzuhören. „So besteht die Hoffnung, die aktuellen Proteste zu tatsächlicher gesellschaftlicher Veränderung gegen Rassismus und Ausgrenzung und für eine offene Gesellschaft zu nutzen“, betonte die Gruppe.