Berlin: Proteste gegen Angriffe auf alevitische Einrichtungen

Nach den Angriffen auf alevitische Gemeindehäuser und Vereine in Ankara riefen alevitische Einrichtungen in Berlin zum Protest auf und machten das Erdoğan-Regime für die Hassverbrechen verantwortlich.

In Berlin versammelten sich Aktivist:innen zum Protest gegen die Angriffe auf Alevit:innen und ihre Einrichtungen in Ankara. Dort hatten am Samstag zeitgleiche Angriffe auf alevitische Gemeindehäuser und Vereine stattgefunden. Eine Frau musste mit Stichverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der gezielte Angriff fand zu Beginn der alevitischen Fastenzeit Muharrem statt.

Zu der Kundgebung am Sonntag hatten die Berliner alevitische Gemeinde, das Cem-Haus, die Dersim-Gemeinde, die Demokratischen Alevitischen Föderation-FEDA, NAV-Berlin und der Frauenrat Dest-Dan eingeladen.

Im Namen der Teilnehmenden, die den geplanten und organisierten Angriff auf alevitische Einrichtungen in Ankara am ersten Tag des Muharram-Fastens verurteilten, verlas der alevitische Dede Ismail Erol eine Erklärung, in der es hieß: „Zunächst einmal sollten wir feststellen, dass diejenigen, die unsere Leben, unsere Cem-Häuser und unsere Institutionen angreifen, und diejenigen, die diese Angriffe planen und durchführen, wissen sollten, dass sie nicht in der Lage sind, uns vom Kampf für Demokratie, Freiheit und Gleichheit zu trennen. Denn wir lassen uns nicht von Unterdrückung, Tyrannei und gleich welcher Gewalt einschüchtern. Wir stehen auf der Seite des Friedens und der Geschwisterlichkeit gegen Kriegstreiberei und alle Arten von Kriegshetze. Im Laufe der Geschichte haben wir Aleviten gegen alle Arten von Provokationen widerstanden.“

Angriffe sind Aktionen des tiefen Staates“

Erol fuhr fort: „Wir wehren uns gegen eine Politik, die polarisiert, ausgrenzt, Rechte konterkariert und Spannungen und Gewalt schürt, und werden dies auch weiterhin tun. Wir kennen die Kräfte des tiefen Staates, die Auftragskiller einsetzen, um unser Land in Blut zu tränken, bereits aus Koçgiri, Dersim, Maraş, Çorum, Sivas, Gazi, Gezi, vom 10. Oktober, von Suruç und Dutzenden ähnlichen Massakern. Während wir als Aleviten für Gleichberechtigung kämpfen, wissen wir sehr wohl, dass wir niemals frei sein werden, solange die in diesem Land lebenden Völker, Weltanschauungen und Identitäten nicht frei sind. Aus diesem Grund glauben wir an einen Schulterschluss mit befreundeten und benachbarten Institutionen und fortschrittlichen intellektuellen, demokratischen und revolutionären Kräften. Wir wissen, dass der Hauptzweck dieser Anschläge darin besteht, Chaos und Konflikte im Land zu schaffen.“

Weiter erklärte Erol: „Wir warnen die Regierung noch einmal: Ihr Vorgehen, durch das den Cem-Häusern kein verfassungsmäßiger Status zuerkannt wird, das die Aleviten einer unmenschlichen Assimilierungspolitik unterwirft, sie beleidigt und erniedrigt, bereitet den Boden für diese Angriffe. Akzeptieren Sie unsere Forderungen und geben Sie unseren religiösen Stätten einen legalen Status.“

Anschließend ergriff Hakan Taş von der Partei DIE LINKE das Wort und erklärte: „Wir sind hier, um dagegen zu protestieren, dass Alevitinnen und Aleviten seit Jahren nicht als gleichberechtigte Bürger anerkannt werden. Die Mentalität des Schweigens, als ein Kreuz auf den Häusern von Aleviten in Adıyaman angebracht wurde, hat zu den Massakern an Aleviten in Maraş, Sivas, Çorum und Dersim geführt. Die Haltung unterscheidet sich nicht von dem, was gestern in Ankara passiert ist und was wir erleiden mussten. Wir wollen nicht, dass diese Mentalität weiter Fuß fasst.“

Im Namen der Föderation der Demokratischen Alevitischen Vereinigungen (FEDA) wies Xase Bingöltekin darauf hin, dass die Quelle der Anschläge der „Palast“ (Präsident Erdoğan) sei. Xase Bingöltekin sagte: „Wir kennen diese Mentalität aus Maraş, wir kennen sie aus Sivas, wir kennen sie aus Roboskî. Diese Angriffe sind politisch. Aleviten und Minderheiten werden nicht geduldet, unsere Cem-Häuser werden angegriffen. Diese Angriffe werden vom Palast aus gesteuert."