Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des belgischen Parlaments hat die Massaker an den Ezid:innen in Şengal 2014 als Völkermord anerkannt. Die entsprechende Resolution wurde am Mittwoch einstimmig angenommen. Es ist das erste Mal, dass die belgische Regierungskoalition „Vivaldi“ einmütig für einen Beschluss der Opposition stimmt. Darin heißt es, der parlamentarische Ausschuss würde den Genozid an der ezidischen Gemeinschaft durch den „Islamischen Staat“ (IS) anerkennen und die Tötung ihrer Angehörigen verurteilen.
Am 3. August 2014 begann mit dem IS-Überfall auf das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal der letzte Genozid an den Ezidinnen und Eziden. Wer sich an dem heißen Sommertag retten konnte, flüchtete in die Berge. Auf dem Weg dorthin verdursteten unzählige Kinder und ältere Menschen. Männer, die es nicht mehr wegschafften, wurden bestialisch ermordet. Tausende ezidische Frauen und Mädchen wurden entführt und auf den Sklavenmärkten des IS verkauft, misshandelt und vergewaltigt. Verschleppte Jungen wurden zu Selbstmordattentätern ausgebildet. Mindestens 10.000 Menschen wurden jüngeren Schätzungen nach getötet, über 400.000 aus ihrer Heimat vertrieben. Etwa 2.500 ezidische Frauen, Männer und Kinder werden bis heute vermisst.
Eingebracht wurde die Resolution auf Initiative von Koen Metsu von der Neu-Flämischen Allianz (N-VA). Der Politiker begrüßte das Votum des parlamentarischen Ausschusses: „Dies ist ein wichtiger Schritt in dem individuellen und kollektiven Bewältigungsprozess der Tatopfer. Wir geben ihnen so ein Stück Würde zurück“, erklärte Metsu. Darauf hätten auch mehrere Überlebende des Genozids während Anhörungen zur Vorbereitung der Resolution hingewiesen, darunter die ezidische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad. Auch Völkerrechtler:innen und Exptert:innen anderer Gebiete, wie etwa der Journalist Rudi Vranckx, kamen zu Wort und hoben laut Metsu hervor, dass ein würdevoller Umgang mit den Genozid-Opfern und die Anerkennung des Völkermords an der ezidischen Gemeinschaft eine wichtige Rolle bei der Aufarbeitung des eigenen und gesellschaftlichen Traumas spielen würde.