Belgien erkennt Völkermord an den Eziden an

Nach den Niederlanden hat auch das belgische Parlament das IS-Massaker an den Ezid:innen in Şengal 2014 als Völkermord anerkannt und verurteilt.

Das belgische Parlament hat das IS-Massaker an den Ezid:innen in Şengal 2014 als Völkermord anerkannt und verurteilt. Die bereits Ende Juni im auswärtigen Ausschuss verabschiedete Resolution wurde am Donnerstagabend einstimmig angenommen.

In der Resolution wird außerdem gefordert, alle Mittel des nationalen und internationalen Rechts zu nutzen, damit das vom Islamischen Staat (IS) an Ezid:innen im Irak und in Syrien begangene Verbrechen des Völkermords nicht ungesühnt bleibt. Die belgische Justiz soll ermutigt und unterstützt werden, mutmaßliche belgische Täter von Verbrechen gegen die ezidische Gemeinschaft zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen.

Der Völkermord an den Ezid:innen wurde bisher weder vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) noch von einem internationalen Gericht anerkannt. Ein UN-Untersuchungsteam kam jedoch zu dem Schluss, dass es sich um Völkermord handelt. Auch das Europäische Parlament, die Parlamentarische Versammlung des Europarats und das US-Repräsentantenhaus bezeichneten die IS-Massaker als Völkermord. Am 6. Juli hat das niederländische Parlament den Völkermord anerkannt.

Das IS-Massaker in Şengal: Genozid und Femizid

Der letzte Genozid an den Ezidinnen und Eziden begann am 3. August 2014 mit dem IS-Überfall auf das ezidische Hauptsiedlungsgebiet Şengal in Südkurdistan. Wer sich an dem heißen Sommertag retten konnte, flüchtete in die Berge. Auf dem Weg dorthin verdursteten unzählige Kinder und ältere Menschen. Männer, die es nicht mehr wegschafften, wurden bestialisch ermordet. Tausende ezidische Frauen und Mädchen wurden entführt und auf den Sklavenmärkten des IS verkauft, misshandelt und vergewaltigt. Verschleppte Jungen wurden zu Selbstmordattentätern ausgebildet. Mindestens 10.000 Menschen wurden jüngeren Schätzungen nach getötet, über 400.000 aus ihrer Heimat vertrieben. Etwa 2.500 ezidische Frauen, Männer und Kinder werden bis heute vermisst.