Aufruf aus Qamişlo: Die türkischen Kriegsverbrechen stoppen!

Weltweit finden Proteste gegen die türkischen Chemiewaffeneinsätze in Kurdistan statt, so auch in Qamişlo. Die Journalistin Beritan Medusa und der Internationalist Tekoşer Lewend fordern die Medien und die Öffentlichkeit zum Handeln auf.

Seit der Veröffentlichung von Aufnahmen sterbender Guerillakämpfer:innen nach einem Chemiewaffenangriff der türkischen Armee in den Bergen Südkurdistans finden überall Proteste statt. Die verstörenden Bilder zeigen Symptome einer Vergiftung durch Nervengas bei den sterbenden Kämpfer:innen. Darauf deuten insbesondere die Krampfanfälle und das heftige muskuläre Zucken hin. Am Dienstag wurde außerdem die Identität von 17 Guerillakämpfer:innen veröffentlicht, die in den letzten beiden Monaten durch chemische Waffen getötet wurden. In Europa, Australien, Kanada, der Türkei und in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gehen Menschen auf die Straßen, um ihren Abscheu zum Ausdruck zu bringen und ein Ende der türkischen Kriegsverbrechen zu fordern.

Auch in Qamişlo in Nordsyrien hat heute eine Protestaktion stattgefunden. An der Demonstration von der Komish-Kreuzung zu einem russischen Stützpunkt nahmen neben Vertreter:innen verschiedener Organisationen und Einrichtungen auch viele Angehörige von Gefallenen teil. Die Demonstrant:innen solidarisierten sich mit dem Kampf der Guerilla und forderten die internationale Öffentlichkeit zum Handeln auf.


Eine der Teilnehmerinnen der Demonstration war die Journalistin Beritan Medusa. Auf die Frage nach ihrer Meinung zu den türkischen Kriegsverbrechen erklärte sie gegenüber ANF: „Der Einsatz von Chemiewaffen verstößt gegen alle menschlichen und ökologischen Werte. Dagegen protestieren wir heute hier, ebenso wie in anderen Teilen der Welt. Als Medienschaffende müssen wir uns dazu verhalten, das gilt auch für alle anderen Menschen. Meiner Meinung nach finden noch viel zu wenig Proteste statt. Vor allem in Europa müssen Aktionen stattfinden, um die OPCW zum Handeln zu bewegen.“


Die Medien machen sich mitschuldig“

Medusa kritisierte auch die internationalen Medien, die nach wie vor nicht über die Chemiewaffenangriffe berichten: „Wir machen uns schuldig, wenn wir dazu schweigen. Ich betrachte es als eine menschliche Pflicht, heute als Journalistin hier zu sein. Alle großen Medien sind offensichtlich in den Dienst der Herrschenden getreten. Das Volk ist jeden Tag auf der Straße, aber die Medien berichten nur das, was ihnen in den Kram passt. Damit machen sie sich schuldig. Es gibt Dokumentationen und Aufnahmen, aber es wird weiterhin von ,Behauptungen' gesprochen. Was für Behauptungen? Es ist alle dokumentiert und belegt. Nicht nur der türkische Staat begeht ein Verbrechen an der Menschheit, auch die Medien und Menschenrechtsorganisationen, die davor die Augen verschließen, sind mitschuldig. Wenn du zum Einsatz von Chemiewaffen schweigst, machst du dich mitschuldig an diesem Verbrechen.“

Spanischer Internationalist ruft zum weltweiten Protest auf


Der Internationalist Tekoşer Lewend aus Spanien sagte: „Wir demonstrieren hier heute gegen den Einsatz verbotener chemischer Kampfmittel in Südkurdistan. Der türkische Staat setzt international geächtete Waffen ein und verstößt gegen das Kriegsrecht und die Menschenrechte, weil die ganze Welt dazu schweigt. Die internationalen Mächte stoppen diese Angriffe nicht, sie unterstützen den türkischen Staat.“ Die internationale Öffentlichkeit und die zuständigen Institutionen rief Lewend auf, sich gegen die türkischen Kriegsverbrechen zu stellen und sie zu stoppen.