Assad empfängt irakischen Ministerpräsidenten Al-Sudani

Baschar al-Assad hat in Damaskus den irakischen Ministerpräsidenten Mohammed al-Sudani empfangen. Besprochen wurden die Themen Grenzsicherung, Bekämpfung des Terrorismus und die Wasserknappheit in beiden Ländern.

Der syrische Langzeitherrscher Baschar al-Assad hat am Sonntag in Damaskus den irakischen Ministerpräsidenten Mohammed al-Sudani empfangen. Es war der erste Besuch eines irakischen Regierungschefs in Syrien seit mehr als zehn Jahren. Assad, dessen Land im Mai wieder in die Arabische Liga aufgenommen wurde, beschrieb die Stimmung in der Region als „relativ positiv“.

Al-Assad und Al-Sudani sprachen über die Sicherung der rund 600 Kilometer langen Grenze, die Syrien und den Irak trennt. „Sicherheit bleibt die Hauptsorge“, sagte Al-Sudani nach dem Treffen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. „Wir brauchen mehr Koordination auf Ebene der Sicherheitsbehörden, speziell in Grenzgebieten.“

Der irakische Premier ging auch auf die problematische Sicherheitslage im Camp Hol in Nordostsyrien ein und bezeichnete das Auffanglager als „Nährboden für Extremismus“. Damit stelle die Einrichtung eine „erhebliche Bedrohung mit schwerwiegenden Folgen für die gesamte Region“ dar, sagte Al-Sudani. „Der Irak hat sein Engagement für die Rückführung seiner Bürger aus Hol mehrfach zum Ausdruck gebracht. Es ist wichtig, dass andere Nationen diesem Beispiel folgen und ähnliche Maßnahmen für ihre Bürger in dem Lager ergreifen.“

Im Auffang- und Internierungslager Hol bei Hesekê nahe der irakischen Grenze sind über 50.000 Personen aus über fünfzig verschiedenen Ländern untergebracht. Die meisten kommen aus Syrien und Irak, andere aus Europa, dem Kaukasus, Nordafrika und dem Mittleren und Fernen Osten. Etwa die Hälfte der Internierten sind Minderjährige unter zwölf Jahren, denen die Doktrin der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) beigebracht wird. Dadurch entsteht die Gefahr, dass eine neue Generation von Terroristen heranwächst. Diese Situation hängt auch mit der fehlenden Bereitschaft vieler Herkunftsstaaten zusammen, ihre in Hol internierten Bürgerinnen und Bürger zurückzunehmen.

Die Terrormiliz IS hatte 2014 weite Teile des Iraks und Syriens überrannt und ein Schreckensregime installiert. Über die Staatsgrenzen hinweg rief die Dschihadistenmiliz ein „Kalifat“ aus und verübte Massaker. Zu seinen Hochzeiten beherrschte der IS etwa ein Drittel Syriens und etwa 40 Prozent des Iraks. Seit der Zerschlagung ihrer Territorialherrschaft durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) Anfang 2019 gelten die Islamisten zwar als militärisch besiegt, IS-Zellen verüben in beiden Ländern aber weiterhin Anschläge.

Al-Assad sagte, die beiden hätten auch über Drogenhandel gesprochen und sich darauf geeinigt, die Zusammenarbeit zur Reduzierung des Drogenschmuggels zu verstärken. Internationale Fachleute hingegen halten Syrien mittlerweile für einen der weltweit größten Hersteller von Amphetamin-Tabletten, die unter dem Namen Captagon auf den Markt kommen. Sie sehen das engste Umfeld Assads tief in Produktion und Schmuggel der Drogen involviert. Angeblich würde das Regime mit Captagon-Pillen mehr als jedes mexikanische Kartell verdienen.

Unter der Captagon-Schwemme im Nahen Osten leidet vor allem Saudi-Arabien. Das Königreich stellt zwar jeglichen Drogenkonsum unter drakonische Strafen, solange er nicht die Herrscherfamilie betrifft. Kein anderes Land in der näheren Umgebung hat jedoch ein ähnliches Drogenproblem. Nach Zahlen des saudischen Innenministeriums sind 200.000 Menschen süchtig, die Dunkelziffer dürfte den offiziellen Wert übersteigen.

Al-Sudani betonte seinerseits, mit Al-Assad auch Möglichkeiten zur Bekämpfung der Dürre in beiden Ländern diskutiert zu haben, die durch die Verringerung der Niederschläge, den Klimawandel und die Aufstauung von Flüssen durch das Südostanatolien-Projekt (GAP) der Türkei verursacht werde. Die Türkei sitzt an der Quelle von Euphrat und Tigris, wo 22 Staudämme sowie 19 Wasserkraftwerke und Bewässerungsanlagen gebaut wurden beziehungsweise am Entstehen sind – womit die Türkei noch bessere Kontrolle über das Wasser hat und entsprechend Druck zur Durchsetzung von Zielen auf die Anrainerstaaten Syrien und den Irak ausüben kann. Der Konflikt um das Wasser spielt auch eine wichtige Rolle beim Krieg in Südkurdistan (Kurdistan-Region Irak) und Rojava bzw. Nord- und Ostsyrien. „Die Bewältigung von Wasserknappheit, dem Rückgang des Flusswassers und deren Auswirkungen erfordern gemeinsame Anstrengungen“, sagte Al-Sudani. „Wir müssen zusammenarbeiten, um die vorgelagerten Länder dazu zu bewegen, Syrien und dem Irak einen gerechten Anteil an der Nutzung des Wassers zuzuteilen.“