Afghanistan: Putin und Erdoğan einigen sich auf bilaterale Koordination

Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan haben bei einem Telefonat zur Lage in Afghanistan eine „Verstärkung der bilateralen Koordination” vereinbart. Auch die deutsche Bundeskanzlerin telefonierte mit dem türkischen Staatschef.

Wie der Kreml mitteilt, haben Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan bei einem Telefonat eine „Verstärkung der bilateralen Koordination” hinsichtlich Fragen zu Afghanistan vereinbart. Die Prioritäten würden bei der Terrorismusbekämpfung und dem Kampf gegen den Drogenhandel liegen, ließ der Kreml am Samstag verlauten.

Nach dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan hat die militant-islamistische Terrororganisation die Macht an sich gerissen. Viele Menschen in dem südasiatischen Land stehen unter Schock. Vor allem Frauen und Mädchen fürchten sich vor den Taliban und sehen sich zur Flucht gezwungen. Diese gestaltet sich aber als schier unmöglich, da die radikalen Islamisten sämtliche Behörden und Checkpoints besetzt halten. Inzwischen gibt es bereits erste Berichte über Hinrichtungen.

Der türkische Staatschef Erdoğan hofft indes auf einen „sanften Übergang zu einer neuen Ordnung” in Afghanistan. Es sei wichtig, dass die Taliban „frühere Fehler nicht wiederholen und ihre Versprechen mit einem ethnisch integrativen Ansatz einhalten”, zitierte der Kreml den Diktator. „Die neue Regierung, die in Afghanistan gebildet werden soll, sollte inklusiv und repräsentativ für die Vielfalt des afghanischen Volkes sein”, habe Erdoğan zu Putin gesagt, wie es im Bericht des Kremls heißt.

Erdoğan spricht Afghanistan Unterstützung aus

Nach der Machtübernahme der Taliban vor knapp einer Woche hatte Erdoğan dem Land seine Unterstützung zugesagt. „Mit der Übernahme der Kontrolle über das Land durch die Taliban hat sich vor uns ein neues Bild ergeben. Wir richten unsere Pläne nach diesen neuen Gegebenheiten vor Ort aus und setzen unsere Verhandlungen entsprechend fort“, sagte Erdoğan in einem Fernsehinterview am Mittwoch. Die Türkei habe bereits zuvor erklärt, man könne die Führung der Taliban empfangen, das gelte auch heute. „Wir sind zu jeder Art von Kooperation bereit, um den Frieden des afghanischen Volkes, das Wohlergehen unserer in dem Land lebenden türkischen Verwandten und den Schutz der Interessen unseres Landes zu gewährleisten“, so der AKP-Chef. Bisher sind Erdoğan zufolge 522 türkische Staatsangehörige aus dem Land gebracht worden. Die türkische Regierung hält unterdessen weiter daran fest, dass das Land den Kabuler Flughafen managen wird.

Telefonat mit Merkel

Auch Angela Merkel (CDU) hat am Samstag mit dem türkischen Präsidenten über die Lage in Afghanistan gesprochen. „Die Bundeskanzlerin und Präsident Erdoğan waren sich einig, dass die Evakuierung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan weiterhin höchste Priorität hat“, teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer mit. Merkel und Erdoğan hätten zudem eine enge Zusammenarbeit vereinbart bei der Unterstützung der Arbeit internationaler Organisationen in Afghanistan und seinen Nachbarstaaten, insbesondere des UN-Flüchtlingshilfswerks.