Die inhaftierten Rechtsanwält*innen Ebru Timtik und Aytaç Ünsal vom Istanbuler Rechtsbüro des Volkes (HHB) befinden sich seit 187 beziehungsweise 157 Tagen im Todesfasten. Sie fordern ein gerechtes Verfahren. Beide wurden ohne jegliche materielle Beweise allein aufgrund von widersprüchlichen Aussagen eines Polizeizeugen zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt.
„Aytaç ist voller Hoffnung“
Didem Baydar Ünsal ist ebenfalls Anwältin und mit dem politischen Gefangenen Aytaç Ünsal verheiratet. Gegenüber ANF äußert sie: „Aytaç ist schwach und hat bisher neunzehn Kilogramm abgenommen. Er spürt aber auch, dass der Kampf um Gerechtigkeit an Fahrt aufnimmt, und ist daher voller Hoffnung. Ebru und Aytaç waren ohnehin schon tief über die ungerechten Verfahren und Urteile in der Türkei beunruhigt. Am Beispiel ihrer eigenen unfairen Prozesse kämpfen sie für ein Ende aller solchen rechtwidrigen Urteile. Dafür haben sie ihre Körper zum Sterben niedergelegt. Sie bekommen Hoffnung, weil sich mittlerweile auch viele ihrer Kolleg*innen und Anwaltskammern engagieren. Aus diesem Grund war Aytaç bei meinem letzten Besuch sehr hoffnungsvoll und wollte, dass wir nicht pessimistisch sind.“
„Sie müssen sofort aufgrund ihres Gesundheitszustands entlassen werden“
Ünsal betont, der Optimismus ihres Mannes gebe ihr selbst Kraft. Sie erinnert daran, dass die Akte im Moment beim Obersten Gericht liege. Heute werde eine Entscheidung über die Klage erwartet, aber sie habe nicht so viel Hoffnung in das Gericht. Das Wesentliche sei jetzt, dass die beiden Anwält*innen aufgrund ihres Gesundheitszustands entlassen werden.
„Lasst uns gegen das Unrecht zusammenstehen“
„Drinnen und draußen werden wir weiter bis zum Ende der Ungerechtigkeit kämpfen. Das ist unser aller Verantwortung”, erklärt sie. „Sicher ist es, sowohl wenn sie leben als auch wenn sie sterben sollten, nicht so, dass sofort die Gerechtigkeit in das Land einziehen wird. Aber wir werden die Ungerechtigkeit einen Schritt zurückgedrängt haben; wir werden jeden Tag ‚Stopp der Ungerechtigkeit‘ gesagt und uns gegenseitig gestärkt haben. Der Widerstand für Gerechtigkeit wird auf diese Weise wachsen.“