Şengal-Proteste: „Erdoğan ist ein Mörder und Faschist“

Weltweit wurde gestern gegen die Ermordung des ezidischen Politikers Zekî Şengalî protestiert. In Berlin kam es zu Festnahmen wegen der Parolen „Bijî Serok Apo“ und „Erdoğan ist ein Mörder und Faschist“.

An vielen Orten weltweit fanden gestern Demonstrationen zur Verurteilung des Angriffs des türkischen Militärs auf die Şengal-Region und die Ermordung des ezidischen Politikers Zekî Şengalî am vergangenen Mittwoch statt.

Berlin

In Berlin hatten der kurdische Frauenrat Dest-Dan, NAV-YEK, SEJÊ, HCÊ, NAV-DEM, CIK und das Rojava-Komitee zu einer Demonstration aufgerufen. Es kamen mehrere hundert Menschen gegen 14.00 Uhr auf dem Alexanderplatz zusammen.

Die Berliner Polizei provozierte mit willkürlichen Festnahmen. Zwei Teilnehmer*innen, unter ihnen der Redner Arif Dersimi, wurden wegen der Parole „Bijî Serok Apo“ festgenommen, zwei weitere wegen der Parole „Erdoğan ist ein Mörder und Faschist“.

Eine Teilnehmerin der Demonstration erklärte hierzu gegenüber ANF „Offensichtlich hat die Bundesregierung nichts aus dem Böhmermann-Skandal gelernt und lässt Menschen im vorauseilenden Gehorsam für das Erdoğan-Regime kriminalisieren. Wir werden uns aber nicht davon abbringen lassen, den türkischen Diktator als das zu bezeichnen, was er ist – ein Mörder und Faschist. Dieser Angriff auf die Meinungsfreiheit ist einfach nur beschämend.“

Andere Teilnehmer*innen sprachen davon wie bezeichnend das Verhalten der Berliner Polizei ist: „Zwei Personen werden festgenommen, weil sie den Repräsentanten von Millionen Kurdinnen und Kurden, Herrn Abdullah Öcalan, hochleben ließen, zwei weitere weil sie den Charakter des türkischen Regimechefs beim Namen genannt haben. Hier zeigt sich, wie einseitig und profaschistisch die deutsche Politik ist, wenn es um ihre Profitinteressen geht. Wir werden nicht schweigen und, wenn Erdoğan nach Deutschland kommt, ihn gebührend empfangen.“

Auch der Frauenrat Dest-Dan fand klare Worte für die Haltung Erdoğans: „Wir wissen, dass die Mentalität der Erdoğan-Partei und die der türkischen Faschisten sich nicht von der des IS unterscheidet. Denn sie alle wollen Frauen vernichten, die Natur zerstören und den Genozid und Feminizid an den Ezid*innen und Kurd*innen, den der Islamische Staat am 3. August 2014 begonnen hat, zu Ende bringen.“ Der Frauenrat betonte, dass es nun mehr denn je notwendig sei, den kurdischen Freiheitskampf zu unterstützen.

Viele Teilnehmer*innen trugen Bilder von Zekî Şengalî und riefen Parolen gegen das Erdoğan-Regime und die Angriffe auf Şengal. Die Demonstration endete nach zwei Stunden am Brandenburger Tor.

Hannover

Eine Demonstration mit Tausenden Teilnehmer*innen fand in Hannover statt. Die Protestaktion, auf der die ehemalige Bürgermeisterin von Cizîr (Cizre), Leyla Imret, eine Ansprache hielt, begann am Hauptbahnhof und endete am Opernplatz.

Hamburg

In Hamburg kamen Hunderte Menschen am Hauptbahnhof zusammen, um in einem Protestzug über den Jungfernstieg zum türkischen Generalkonsulat am Dammtor zu laufen. In Redebeiträgen wurde der gezielte Anschlag auf den ezidischen Politiker Zekî Şengalî als Fortsetzung des IS-Massaker vom 3. August 2014 bezeichnet. Den Kurden und insbesondere den Eziden bleibe keine andere Wahl, als sich zu organisieren und selbst zu verteidigen, sagte eine Rednerin.

Düsseldorf

An einer NRW-weiten Demonstration in Düsseldorf nahmen Tausende Menschen teil. Auf der Demonstration wurden Parolen gerufen und Redebeiträge von der ehemaligen HDP-Abgeordneten Besime Konca, Engin Sever (Fed-Med) und Haci Çelik von der ezidischen Föderation gehalten.

Mannheim

In Mannheim fand eine Kundgebung statt.

Weitere Protestaktionen fanden in Melbourne in Australien, in Limassol auf Zypern, in London, Paris, Bozen, Linz, Wien, Graz, Toulouse und im dänischen Ishøj statt.