Şengal-Gedenken in Istanbul verboten

Ein öffentliches Gedenken an den ezidischen Völkermord in Şengal vor fünf Jahren ist in Istanbul von der Polizei verboten worden. Die Veranstalterinnen protestierten auf einer Pressekonferenz gegen das polizeiliche Vorgehen.

Ein Frauenbündnis, das sich für die vom „Islamischen Staat“ (IS) in Şengal verschleppten Ezidinnen einsetzt, wollte heute aus Anlass des Jahrestages des IS-Massakers am 3. August 2014 der Opfer in der Istanbuler Innenstadt gedenken. Bereits in den frühen Morgenstunden wurde der Kundgebungsort am „Tünel“ von der Polizei blockiert. Die Aktivistinnen wurden gewaltsam vom Platz gedrängt und einer Personenkontrolle unterzogen.

Um gegen das polizeiliche Vorgehen zu protestieren und ihr Anliegen trotzdem in die Öffentlichkeit zu bringen, hielt das Bündnis eine Pressekonferenz in der Istanbuler Zentrale der Demokratischen Partei der Völker (HDP) ab. Die Aktivistin Hatice Ipek verlas eine Erklärung, in der das Massaker des IS am ezidischen Volk als das schlimmste Verbrechen des 21. Jahrhunderts bezeichnet wurde. Knapp 3000 Ezidinnen werden nach Angaben des Bündnisses weiter von Islamisten gefangen gehalten.

Das Bündnis fordert eine offizielle Anerkennung des Genozids durch die UN, ein internationales Strafgericht zur Ahndung der IS-Verbrechen und den Schutz des ezidischen Volkes vor neuen Massakern.