80-Jährige zum „Protest“ vor HDP gezwungen

Die 80-jährige Halime Başal ist durch Erpressung dazu genötigt worden, sich vor das Gebäude der HDP in Amed zu setzen und ihren seit 1992 in der Guerilla kämpfenden Sohn „zurückzufordern“.

Der türkische Staat benutzt auch vermeintliche Protestaktionen als Mittel des Spezialkriegs gegen die kurdische Freiheitsbewegung. In einer absurden Verkehrung der Initiative der Friedensmütter lässt das Regime seit dem 3. September 2019 einen „Protest“ vor der Zentrale der HDP in Amed (tr. Diyarbakır) stattfinden, bei dem etwa 10 bis 15 Angehörige von Guerillakämpfer*innen von der HDP ihre Söhne und Töchter „zurückfordern“. Durch diese Aktion soll eine Verbindung zwischen HDP und Guerilla hergestellt und die Partei kriminalisiert werden. Bei der Dauerkundgebung handelt es sich um keinen zivilen Protest, sondern um eine vom Innenministerium konzertierte Aktion. Die „Protestierenden“ werden immer wieder auf ähnliche Weise vor das HDP-Gebäude gebracht. Sie werden vom Innenministerium oder der Polizei angerufen und ihnen wird gesagt, ihre Kinder seien „in die Berge entführt worden“, ihnen wird Geld versprochen oder sie werden unter Druck gesetzt.

Bei den „Protestierenden“ handelt es sich in der Regel um die gleichen Personen. Um ihre Anzahl zu steigern, versuchen Sonderabteilungen des Innenministeriums mit allen Mitteln mehr Angehörige zu mobilisieren. Eine der Frauen, die so durch Zwang vor das HDP-Gebäude gebracht wurden, ist die 80-jährige Halime Başal aus dem Dorf Besewan (Karabağ) in der nordkurdischen Provinz Sêrt (Siirt). Ihr Sohn Zahir Başal kämpft seit 1992 in der Guerilla. Sie hat einen weiteren Sohn, der als Dorfvorsteher arbeitet. Anfang März erhielt sie Besuch von einigen Beamten. Sie drohten der 80-Jährigen, anstelle ihres Sohnes einen Zwangsverwalter einzusetzen, wenn sie nicht an der Aktion vor dem HDP-Gebäude teilnehme. Aufgrund dieser Drohungen ließ sich Başal dazu zwingen, sich vor das HDP-Gebäude zu setzen. Nach zwei Tagen wollte sie zurück. Ihr wurde erneut mit der Absetzung ihres Sohnes gedroht und Geld angeboten. Trotz allem kehrte sie in ihr Dorf zurück.