In Iran hat der als reformorientiert geltende Kandidat Massud Peseschkian die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen. Das gab der Sprecher der Wahlbehörde im Staatsfernsehen bekannt. Demnach entfielen auf Peseschkian aus mehr als 16 Millionen Stimmen, das waren rund 53 Prozent. Sein Konkurrent, der Hardliner Said Dschalili, erhielt über 13 Millionen Stimmen.
Zu der Stichwahl zwischen Peseschkian und Dschalili waren rund 61 Millionen Menschen aufgerufen. Die vorgezogene Wahl war nach dem Tod von Amtsinhaber Ebrahim Raissi angesetzt worden, der im Mai bei einem Hubschrauberabsturz gestorben war. Die Wahlbeteiligung lag laut dem Innenministerium bei knapp 50 Prozent.
Bei der ersten Runde am 28. Juni war mit 40 Prozent die niedrigste Wahlbeteiligung seit der islamischen Revolution von 1979 verzeichnet worden. Kandidaten, die einen radikalen Wandel der schiitischen Theokratie forderten, sowie Frauen waren nicht zur Wahl zugelassen. Von 80 Bewerbern hatte der ultrakonservative Wächterrat nur sechs als Kandidaten zugelassen, die dem geistlichen Oberhaupt Ali Chamenei allesamt loyal gegenüberstehen. Zwei der zugelassenen Kandidaten zogen sich schon vor der ersten Abstimmung zurück.
Der 69-jährige Peseschkian ist Herzchirurg und langjähriges Parlamentsmitglied. Er stammt aus Mahabad in Rojhilat (Ostkurdistan) und ist Sohn einer kurdischen Mutter und eines aserbaidschanischen Vaters, er selbst bezeichnet sich als Türke. Im Wahlkampf warb er für ein neues Vertrauen zwischen Regierung und Bevölkerung und forderte eine Verbesserung der Beziehungen zum Westen. Nach seinem Sieg sagte Peseschkian, seine Regierung werde allen die Hand reichen.