Abdullah Öcalan im Jacobin-Magazin

Das linke Magazin „Jacobin“ veröffentlicht in seiner aktuellen Ausgabe einen Artikel von Abdullah Öcalan zum Lösungsmodell der „demokratischen Nation“.

Das Magazin Jacobin ist sicherlich eine der renommiertesten Publikationen der globalen Linken. In der deutschen Ausgabe der Zeitschrift erschien nun ein Aufsatz des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan zum Aufbau der demokratischen Nation als Alternative zur kapitalistischen Moderne.

Öcalan: Nationalstaat bedeutet Soziozid

In dem Text stellt Öcalan die zerstörerische Rolle des Nationalstaats klar heraus und schreibt: „Die Behauptung, dass der Nationalstaat die Gesellschaft schütze, ist eine riesige Illusion. Im Gegenteil: Die Gesellschaft wurde durch den Nationalstaat nach und nach militarisiert und in eine Art Kriegszustand versetzt. Ich nenne das ‚Soziozid‘…“.

Die Kongruenz von Ethnos und Demos führt in den Genozid

Der Nahe Osten sei geradezu beispielhaft für die Katastrophe des Nationalstaats, schreibt Öcalan: „Die Existenz von Nationalstaaten ist eine Anomalie in der Geschichte des Nahen Ostens — und das Beharren auf ihnen führt in die Katastrophe. Der türkische Nationalstaat glaubt, dass er sich durch einen endgültigen Völkermord an den Kurden verewigen kann – ein Nationalstaat, der dann mit dem eigenen Land und der eigenen Nation integriert ist. Solange die Türkei dieses Paradigma nicht aufgibt, wird sie offensichtlich nichts weiter sein als ein Totengräber für die Völker und gesellschaftlichen Kulturen der Region – einschließlich des türkischen Volkes.“

Die Alternative ist das Modell der demokratischen Nation

Öcalan stellt dem Nationalstaat das Modell der demokratischen Nation gegenüber. Diese Modell basiert nach Öcalan „auf dem solidarischen Zusammenleben von freien und gleichen Bürgerinnen und Bürgern, unter Einschluss jeglicher kultureller und religiöser Identitäten. So ist dieses Projekt darauf angelegt, mit den anderen Völkern der Region gemeinsam geschmiedet zu werden. Die Methode, um dieses Ziel zu erreichen, entwickelt sich gerade Schritt für Schritt.“

Rojava ist Leuchtturm der Freiheit

Öcalan bezeichnet Rojava, in dem dieses Modell umgesetzt wird, als „Leuchtturm der Freiheit“ unter der Führung der Frau. Er beschreibt das Modell kurz mit den Worten: „Das reiche Erbe der ethnischen, religiösen und konfessionellen Entitäten und ihrer Kulturen in dieser Region lässt sich nur durch diese Mentalität der demokratischen Nation zusammenhalten – eine, die Frieden, Gleichheit, Freiheit und Demokratie fördert. Einerseits konstituiert sich jede Kultur als eine demokratische nationale Gruppe. Diese können dann andererseits auf einer höheren Ebene als demokratische nationale Einheit mit anderen Kulturen koexistieren, mit denen sie bereits zusammenleben.“

Demokratische Verhandlungen – Konflikt überwinden

Öcalan appelliert erneut für eine friedenspolitische Lösung des Kriegs gegen die Kurd*innen und macht nochmals die Orientierung der PKK auf eine politische Lösung deutlich: „Wir bestehen auf der Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Versöhnung und demokratischer Verhandlungen, um die Kultur der Polarisierung und des Konflikts zu überwinden.“

Der vollständige Artikel kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://jacobin.de/artikel/ocalan-demokratische-nation-tuerkei-syrien-kurden/