Zwei Journalistinnen in Amed festgenommen

Mindestens zwei kritische Journalistinnen der freien Presse sind in Amed von der türkischen Polizei festgenommen worden. Der vermeintliche Verdacht: „Terrorismusfinanzierung“.

Derya Us und Nurcan Yalçın

Die kurdischen Journalistinnen Nurcan Yalçın und Derya Us sind in Amed (tr. Diyarbakır) festgenommen worden. Auch mindestens sechs weitere Personen wurden am Montagfrüh bei Razzien festgenommen. Wie es aus Anwaltskreisen heißt, steht der Vorgang im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren wegen des vermeintlichen Terrorverdachts aus dem Jahr 2021. Die Staatsanwaltschaft Diyarbakır beschuldige die Festgenommenen, durch materielle Unterstützung für politische Gefangene „Terrorismusfinanzierung“ betrieben zu haben.

Nurcan Yalçın: Seit Jahren im Visier der Repression

Nurcan Yalçın ist immer wieder Zielscheibe von Repression. 2022 wurde sie zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Ihr war wegen ihrer journalistischen Arbeit „Propaganda für eine Terrororganisation“ vorgeworfen worden. Damals ging es um Interviews mit Bewohner:innen des Altdstadtbezirks Sûr, der während der Ausgangsssperren und Militärbelagerung im Winter 2015 zerstört wurde. Zuvor war sie bereits ebenfalls unter  konstruierten Terrorvorwürfen wegen ihrer Unterstützung des Frauenvereins Rosa zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Weitere Verfahren gegen die Journalistin sind anhängig. Die Situation von Yalçın ist ebenso Beispiel dafür, wie der Staat versucht, kritische Journalistinnen mit aller Gewalt mundtot zu machen, wie auch dafür, wie sie trotz schwerster Repression weiter für die freie Presse eintreten.

Derya Us – Frauenaktivistin und Journalistin

Die Journalistin Derya Us arbeitet wie Yalçın in der Tradition der freien kurdischen Presse. Vergangenen November wurde sie in den Vorstand des Vereins der Journalistinnen Mesopotamiens (MGK) gewählt. Bei der Gründung der Vereinigung hieß es: „Wir hoffen, dass diese Versammlung ein Schritt für das Wachstum der Organisierung von Journalistinnen sein wird. Der Kampf, den wir seit Jahren gegen die patriarchale Sprache und die patriarchale Mentalität führen, wird wachsen. Die freie Presse und insbesondere Journalistinnen werden seit Jahren mit Spezialkriegsmethoden angegriffen. Wir hoffen, dass die heute unternommenen Schritte eine Antwort auf all das sein werden.“