3. August zum Völkermordgedenktag in Armenien erklärt

Die Republik Armenien hat als erstes Land der Welt den 3. August zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Völkermords an der ezidischen Gemeinschaft in Şengal erklärt.

Genozid an der ezidischen Gemeinschaft

In Armenien ist der 3. August zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Völkermords an der ezidischen Gemeinschaft erklärt worden. Ein entsprechender Gesetzentwurf des ezidischen Abgeordneten Rustam Bakoyan wurde heute im armenischen Parlament angenommen. Bakoyan sprach von einer historischen Entscheidung und sagte, die Republik Armenien sei das erste Land der Welt, dass den 3. August offiziell zum Gedenktag erklärt habe. Seit dem vom IS verübten Massaker an der ezidischen Bevölkerung in Şengal seien fast zehn Jahre vergangen, aber der Völkermord halte bis heute an.

„Völkermord ist ein Verbrechen gegen die Menschheit und das größte Verbrechen überhaupt", sagte der Abgeordnete bei der Vorstellung des Gesetzentwurfes im Parlament: „Er ist eine direkte Folge der falschen und unangemessenen Verurteilung des Völkermordes an den Armeniern im Jahr 1915. Die Schicksale der Armenier und Eziden sind sich sehr ähnlich und haben sich immer überschnitten. In verschiedenen Phasen der Geschichte haben wir uns oft in denselben Situationen wiedergefunden."

Der Völkermord an der ezidischen Gemeinschaft im Irak wurde 2015 von den Fraktionen der armenischen Nationalversammlung und 2018 von der Nationalversammlung anerkannt und verurteilt. „Die Verhinderung von Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist eine der Prioritäten der armenischen Außenpolitik", sagte der stellvertretende armenische Außenminister Paruyr Hovhannisyan und fügte hinzu, dass Armenien Maßnahmen zur Verhinderung und Verurteilung solcher Verbrechen aktiv unterstützt.

Femizid und Genozid in Şengal

Am 3. August 2014 überfiel der IS die Şengal-Region im Irak mit dem Ziel, eine der ältesten Religionsgemeinschaften auszulöschen: Die Ezidinnen und Eziden. Durch systematische Massakrierung, Vergewaltigung, Folterung, Vertreibung, Versklavung von Mädchen und Frauen und der Zwangsrekrutierung von Jungen als Kindersoldaten erlebte die ezidische Gemeinschaft den 74. Völkermord in ihrer Geschichte. Etwa 10.000 Menschen fielen jüngeren Schätzungen nach Massakern zum Opfer, mehr als 400.000 weitere wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Über 7.000 Frauen und Kinder wurden verschleppt, bis heute werden 2.500 von ihnen vermisst. Daher stellt dieser Genozid in seiner Form zugleich auch einen Femizid dar.

Es droht eine Fortsetzung des Genozids“

Das Massaker wurde vom deutschen Bundestag im Januar 2023 als Völkermord anerkannt. In der verabschiedeten Resolution forderte der Bundestag die Bundesregierung auf, die bestehenden internationalen und nationalen Strukturen zur politischen und juristischen Aufarbeitung des Völkermordes zu fördern und die juristische Verfolgung von IS-Täter:innen in Deutschland konsequent durchzuführen und auszubauen. Ezidische Verbände in Deutschland haben diese Forderung vor wenigen Tagen in einem offenen Brief bekräftigt und vor einem geplanten Einmarsch der Türkei in der Şengal-Region gewarnt. „Erdoğan plant Besatzung - Es droht eine Fortsetzung des Genozids“ lautet der Titel eines an Staaten, Regierungen, Parteien und Menschenrechtsorganisationen gerichteten Appells, der von acht Interessenvertretungen der Ezidinnen und Eziden unterzeichnet wurde.