Bald marschiere ich wieder für die Freiheit Abdullah Öcalans

Wie auch schon im letzten Jahr im Februar, werde ich auch 2018 wieder für die Freiheit von Abdullah Öcalan nach Straßburg marschieren, zusammen mit InternationalistInnen aus vielen Ländern der Welt.

Letztes Jahr war ich mit 70 Menschen aus Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Europa, insgesamt aus 17 verschiedenen Ländern, zusammen auf dem langen Marsch von Luxemburg nach Straßburg. Gleich am ersten Abend organisierten wir uns in Kommunen, wählten eine SprecherIn und gaben uns als Gruppe einen Namen. So konnten wir jeden Abend ein Tekmil abhalten. Im Tekmil konnte dann jeder in einem kurzen Satz seine guten und schlechten Eindrücke schildern und auch Verbesserungen vorschlagen. Die Sprecher und Sprecherinnen gaben dies dann in einem Treffen mit der Leitung weiter, am nächsten Morgen gab es gleich Rückmeldung dazu von der Leitung an alle. Abends wurden Vorträge und Seminare abgehalten, bevor dann geschlafen wurde.

Für mich persönlich ist das Treffen mit so vielen unterschiedlichen Menschen und die sich daraus entwickelnden Gespräche und Diskussionen, das Erleben von körperlicher Erschöpfung durch das gemeinsame Marschieren sowie das Hinarbeiten auf ein gemeinsames Ziel das Schönste. Deswegen freue ich mich auch außerordentlich auf den nächsten Langen Marsch in diesem Jahr vom 7. bis zum 17. Februar. Ebenso freue ich mich auf die europaweite Großdemonstration in Straßburg als Abschluss des langen Marsches am 17. Februar 2018.

Schon Mitte des Jahres begann ich mit meiner Vorbereitung zu dem letzten Marsch. Dazu wanderte ich durch Wald und Wiesen und steigerte die Kilometerzahl und Geschwindigkeit nach und nach. Dann kam der lange Marsch der Jugend zum 25. Kurdischen Kulturfestival Mitte September. Mit den dort gewonnenen Erfahrungen, fing ich an meine Ausrüstung zu überdenken und zu optimieren. Ich denke bis zum endgültigen Abfahrtstermin der Bahn nach Saarbrücken, habe ich meinen Rucksack sicherlich noch einige Mal gepackt und wieder ausgeräumt.

Manche Menschen fragen sich sicherlich, warum ich diesen ganzen Zinnober veranstalte. Aber Solidarität mit der kurdischen Bewegung und ihrem Repräsentanten Abdullah Öcalan hat für mich einen hohen Stellenwert in meiner politischen Arbeit. Der Vernichtungskrieg des faschistischen AKP-Regimes gegen die kurdische Bevölkerung in Bakur/Nordkurdistan und der immer ungezügeltere Griff nach Land und Öl in Nordsyrien sind dabei nur zwei Themen, die mich derzeit beschäftigen. In Başûr/Südkurdistan verdeutlichen sich die kolonialistischen Absichten immer mehr und die PDK des Barzanî-Clans agiert immer offener als verlängerter Arm der Türkei. Zur Unterstützung der Kämpfe vor Ort, müssen wir hier in Europa die Strategie Recep Tayyip Erdoğans mit unserer Solidarität, unserem Willen und der Zärtlichkeit der Völker durchbrechen.

Auch, dass Abdullah Öcalan seit nunmehr 19 Jahren ununterbrochen auf der Insel Imralı in strengster Isolationshaft, der weißen Folter, unterworfen ist, bewegt mich dazu am langen Marsch teilzunehmen. Bereits seit 2011 wird der Kontakt zu seinen Anwältinnen und Anwälten untersagt, ebenso Besuche von Angehörigen sind seit Jahren, ausgenommen der 10 minütige Kurzbesuch von seinem Bruder Mehmet in 2016, nicht gestattet. Isolation ist menschenunwürdig und darauf ausgelegt einen großen Visionär seiner Zeit psychisch und physisch zu vernichten. Mit dem neuen Paradigma, dem demokratischen Konföderalismus, hat Abdullah Öcalan nicht nur einen Lösungsweg für den Nahen und Mittleren Osten zur Diskussion gestellt sondern, meiner Meinung nach, auch einen Lösungsweg für die westliche Welt, das Herz der Bestie der kapitalistischen Moderne, empfohlen. Sicherlich bedarf es, bis es dazu kommt, einiger Arbeit und Diskussion mit allen Linken fortschrittlichen Kräften, aber das sollte uns nicht davon abhalten, uns auf den Weg zu begeben. Bildung ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Entwickeln einer politisch militanten Persönlichkeit, denn der größte Teil des Kampfes findet in uns selbst statt.

Für ANF-Deutschland, Ole Dickmann