„Wir setzen die Arbeit unserer gefallenen Kolleg:innen fort“

Die kurdischen Medienverbände YRA/YRJ haben den türkischen Drohnenangriff auf ein Pressefahrzeug in Nordostsyrien verurteilt und Angaben zu den getöteten Journalist:innen Nazım Daştan und Cihan Bilgin veröffentlicht.

Türkischer Drohnenangriff auf Journalist:innen in Syrien

Der Verband freier Medien (Yekîtiya Ragihandina Azad - YRA) und der Frauenmedienverband (Yekîtiya Ragihandina Jin – YRJ) haben eine gemeinsame Erklärung zu den am Donnerstag in Nordostsyrien von einer türkischen Drohne getöteten Journalist:innen Nazım Daştan und Cihan Bilgin abgegeben. Die Erklärung wurde auf Kurdisch und Arabisch von Alan Maiş und Arîn Denîz in Qamişlo verlesen.


Die Verbände erklärten, dass der türkische Staat und die von ihm gesteuerten Dschihadistengruppen die Angriffe auf die Region Nord- und Ostsyrien seit dem 8. Dezember intensiviert haben. „Während die Welt darüber diskutiert, dass in Syrien ein alle Bevölkerungsgruppen repräsentierendes System errichtet werden soll, arbeiten die freien Medien daran, die Realität vor Ort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unsere Kolleginnen und Kollegen berichten von allen vom türkischen Staat angegriffenen Fronten, um ihre moralische und historische Aufgabe zu erfüllen. Der Staat Türkei greift die Werte unseres Volkes an. Ein vorrangiges Angriffsziel sind die Medien, die darüber berichten. Journalistinnen und Journalisten sind bei der Berichterstattung in Konflikt- und Kriegsgebieten durch internationale Vereinbarungen geschützt und dürfen nicht angegriffen werden. Der türkische Staat führt jedoch einen grausamen Krieg gegen die freien Medien“, so die Erklärung.

Um die Wahrheit aufzudecken, werde von den freien Medien ein hoher Preis gezahlt. Der Anschlag auf den Journalisten Nazım Daştan und die ANHA-Korrespondentin Cihan Bilgin reihe sich ein in eine lange Kette gezielter Morde an Medienschaffenden in Kurdistan. Die beiden Journalist:innen berichteten seit Beginn der Angriffe auf den Tişrîn-Damm und die Qereqozax-Brücke von der Front am Euphrat. „Ihr Auto wurde am 19. Dezember 2024 um 15.20 Uhr auf der Straße zwischen Tişrîn und Sirîn von einer Drohne des türkischen Staates bombardiert. Unsere Kolleg:innen sind bei dem Angriff gefallen, ihr Fahrer Ezîz Hec Bozan wurde verletzt“, teilten die Verbände YRA und YRJ mit: „Wir verurteilen diesen barbarischen Angriff und werden unsere Arbeit entschlossen fortsetzen.“

Cihan Bilgin

Cihan Bilgin ist den Angaben zufolge 1996 in Midyad geboren und arbeitete seit 2017 für die Nachrichtenagentur ANHA in Rojava/Nordostsyrien. Sie berichtete viele Jahre lang über die türkischen Angriffe auf die Region und war dabei immer an vorderster Front. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer journalistischen Arbeit waren Reportagen und Artikel über die Frauenrevolution und den Aufbau eines demokratischen Autonomiesystems in der Region.

Nazım Daştan

Nazım Daştan, geboren 1992 in Agirî-Giyadîn, kam 2014 aus der Türkei nach Rojava, um als Journalist über den Angriff des IS und den Kampf um Kobanê zu berichten. Zur Zeit des Widerstands für Selbstverwaltung in Nordkurdistan ging er zurück in die Türkei und berichtete aus Şirnex-Silopiya. Weil er wegen seiner journalistischen Arbeit von der türkischen Justiz verfolgt wurde, kam er 2016 wieder nach Rojava. Er arbeitete viele Jahre lang als Journalist, unter anderem in Efrîn, Kobanê, Raqqa, Girê Spî, Şengal und Südkurdistan. Zuletzt berichtete er für ANF von der Front am Euphrat.