Solidaritätswelle für Leyla Güven erreicht Rojava

Seit 35 Tagen befindet sich Leyla Güven im Gefängnis von Amed in einem Hungerstreik, um mit ihrem Protest ein Zeichen für die Freilassung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan zu setzen.

Seit dem 11. September 2016 gibt es kein Lebenszeichen von dem auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftierten PKK-Gründer Abdullah Öcalan. Bereits seit dem 27. Juli 2011 hat der politischen Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung nicht mehr mit seinem Anwaltsteam gesprochen. Um gegen das Unrechtssystem in der Türkei zu protestieren, trat die seit Anfang des Jahres wegen ihrer Kritik an der türkischen Militärinvasion in Efrîn inhaftierte HDP-Abgeordnete Leyla Güven am 7. November in einen unbefristeten Hungerstreik. Mit ihrer Aktion will die Politikerin ein Zeichen für die Freilassung Abdullah Öcalans setzen, der seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung aus der griechischen Botschaft im kenianischen Nairobi am 15. Februar 1999 auf Imrali einer Isolation ausgesetzt ist. Leyla Güven löste mit ihrer Aktion eine Welle der Solidarität aus. Neben zahlreichen PKK- und PAJK-Gefangenen, die sich am 27. November dem Hungerstreik von Leyla Güven angeschlossen haben, finden auch in allen Orten der Türkei und Nordkurdistans, in denen die HDP organisiert ist, Solidaritätsstreiks statt. Am 6. Dezember leiteten Kurdinnen und Kurden in vielen europäischen Städten Aktionen ein. Vor wenigen Tagen hat die Solidaritätswelle auch Rojava/Nordsyrien erreicht. Dort hatte der Dachverband der kurdischen Frauenbewegung Kongreya Star zur Unterstützung aufgerufen.

Dêrik

Um Leyla Güven beizustehen, haben in der nordsyrischen Stadt Dêrik 145 Menschen einen zweitägigen Hungerstreik aufgenommen. Die Teilnehmenden repräsentieren zugleich das Mosaik der verschiedenen Völker Rojavas. Araber*innen, Kurd*innen und Angehörige der Suryoye erklärten, den Widerstand von Leyla Güven zu unterstützen und kündigten an, ihre Aktionen für die Freiheit Abdullah Öcalans fortzusetzen.

Kobanê

Auch in der Stadt Kobanê, der Symbolfigur der Revolution von Rojava, schlossen sich viele Menschen zur Unterstützung für die hungerstreikenden Gefangenen einer Solidaritätsaktion an. An dem viertägigen Protest beteiligen sich rund 70 Menschen fast aller Altersgruppen. Auf einer einleitenden Presseerklärung hieß es: „Jeder sollte wissen, dass wir unseren Kampf so lange fortsetzen werden, bis Abdullah Öcalan in Freiheit ist. Das kurdische Volk wird zu keinem Zeitpunkt die Isolation seines Repräsentanten hinnehmen.“

Aleppo

Im kurdischen Widerstandsviertel Şêxmeqsûd in der nordsyrischen Stadt Aleppo ist ebenfalls ein Solidaritätshungerstreik initiiert worden, der gestern Abend mit einer abschließenden Presseerklärung zu Ende ging. Dort hatten sich ausschließlich Frauen an der Aktion beteiligt. Nesrîn Mihemed aus dem Vorstand der Kommune „Şehîd Şîlan“ sagte, dass der türkische Staat mit seiner Isolationspolitik bezwecke, den Befreiungskampf der Frauen und der unterdrückten Völker zu behindern. Das werde jedoch nicht gelingen, so Mihemed. „Es ist das Widerstandserbe von Mazlum Doğan, Hayri Durmuş und Sakine Cansız, das Leyla Güven am 7.November antrat. Diesen Widerstand werden wir Frauen in jedem Augenblick leisten“.  

Weitere Solidaritätshungerstreiks fanden in Qamişlo, Girkê Legê und Çilaxa statt.