Sirîn: Symbol des friedlichen Zusammenlebens

Von Sirîn aus plante der IS viele seiner Verbrechen. Nach der Befreiung wurde nicht nur die Stadt, sondern auch das gesellschaftliche Leben aufgebaut. So wandelte sich Sirîn in Nordsyrien vom Symbol des Schreckens zu einem Ort des Zusammenlebens.

Sirîn liegt etwa 42 Kilometer südlich von Kobanê und wurde 2015 von den Kräften der YPG/YPJ befreit. Die Stadt hat sich vom Zentrum des IS in großen Schritten hin zu einem Beispiel radikaldemokratischer Selbstorganisierung und friedlichen Zusammenlebens entwickelt. Der IS hatte von Sirîn aus beispielsweise das Massaker von Kobanê am 25. Juni 2015 geplant. Bei diesem Massaker gingen IS-Dschihadisten als Kräfte der Selbstverwaltung verkleidet von Haus zu Haus und ermordeten über 250 Männer, Frauen und Kinder.

Sirîn hat sich seit der Vertreibung des IS vollkommen verändert. Der stellvertretende Ko-Vorsitzende des Stadtrats, Mahmud al-Berho, sagt: „Die Stadt war der Ort des Grauens. Die ganze Infrastruktur wurde dem Erdboden gleichgemacht. Es war ein sehr schwerer Prozess, der Stadt neues Leben einzuhauchen.“

Erste Schritte

Über die erste Phase des Wiederaufbaus sagt al-Berho: „Wir haben eine Bäckerei eröffnet und die vom IS gesprengten Stromleitungen repariert. Drei Monate arbeiteten wir daran, die vom IS zerstörten Wasserleitungen wieder auszubessern.“ Später wurden dann das Volkshaus, die Stadtverwaltung, Gesundheits- und Kultureinrichtungen aufgebaut. Al-Berho berichtet, wie viele Schwierigkeiten überwunden werden mussten, um diese Aufgaben zu vollenden. Nachdem die Arbeiten an der Kanalisation, der Wasser- und Stromversorgung abgeschlossen und die Straßen repariert waren, begann die Arbeit an der Beleuchtung und der Einrichtung von Parks in der Stadt. Durch den Wiederaufbau wurde auch der Handel in der Region neu belebt.

Bildung

Hîsen Hemed Remî von der Leitung der Schulen von Sirîn berichtet von einer Änderung des Bildungssystems. Er betont, dass sich das Bildungssystem seit der Befreiung massiv entwickelt hat. Alle Institutionen waren vom IS zerstört worden. Remî erklärt: „Wir haben einen Krieg gegen die vom IS geschaffene Mentalität der Finsternis begonnen. Anschließend begannen wir mit der Wiedereröffnung der in militärische Stützpunkte und Munitionsdepots umgewandelten Schulen.“ Remî erzählt, dass an den wieder aufgebauten Schulen mittlerweile 16.500 Schülerinnen und Schüler ausgebildet werden.

Gesundheit

Emanî al-Berho arbeitet im Gesundheitsbereich. Sie berichtet: „Die Gesundheitszentren der Stadt wurden vom IS als Militärbasen genutzt. Die Banden nutzten alle Gesundheitseinrichtungen als Munitionsdepots.“ Am Anfang habe praktisch keine Möglichkeit zum Wiederaufbau bestanden. Sie erinnert sich: „Die Gesundheitszentren wurden wiederhergestellt und konnten wieder Leistungen anbieten. In den Gesundheitszentren gibt es Abteilungen für Notfälle, Kinder- und Frauenabteilungen.“

Sirîn hat sich vom Symbol des Schreckens zu einem Beispiel der Selbstorganisierung und des Zusammenlebens der verschiedenen Identitäten gewandelt.