Was geschieht in den befreiten Gebieten von Deir ez-Zor?

Die Internationalistische Kommune von Rojava berichtet über den Wiederaufbau in der nordostsyrischen Region Deir ez-Zor nach der Befreiung von der IS-Herrschaft.

Es ist noch nicht lange her, da konnten die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und ihre Verbündeten den militärischen Sieg gegen den „Islamischen Staat“ verkünden. Doch schon damals war klar, dass der Kampf gegen die Ideologie des IS erst noch bevorsteht und auch der Aufbau der Gesellschaft und der Infrastruktur in den befreiten Gebieten eine lange Zeit und noch mehr Aufwand beanspruchen wird.

Auch heute ist die Region, deren Befreiung das Leben vieler Kämpfer*innen kostete, vielen Herausforderungen ausgesetzt. Wir möchten deshalb eine kleine Zusammenfassung der Anstrengungen der letzten Monate seit der Befreiung geben.

Elektrizitätsarbeiten auf Hochtouren

Durch den Krieg wurde die Stromversorgung zum größten Teil zerstört. Deshalb arbeitete die Elektrizitätsfirma des Volksrats von Deir ez-Zor ununterbrochen an der Wiederherstellung der zerstörten Strommasten, auch wenn für diese Arbeit nur ein einziger Kran zur Verfügung steht. In den letzten drei Monaten wurden so die gesamten westlichen Gebiete von Deir ez-Zor mit Strom versorgt. In Zukunft wird mit gleicher Anstrengung weitergearbeitet, um auch die restlichen Gebiete zu erschließen.

Frauenrat gegen Kinderehen

Der neu gebildete Frauenrat von Deir ez-Zor hat eine Kampagne gegen Kinderehen gestartet. Dafür hat sie bereits die Bevölkerung in einer Vielzahl von Dörfern über die negativen psychischen und physischen Effekte von Ehen in jungem Alter aufgeklärt. Auch der langfristige Schaden, der dadurch an der Gesellschaft angerichtet wird, war Teil der Aufklärung. Ein freies Zusammenleben und freie Familienstrukturen sind die Grundvoraussetzung für eine freie Gesellschaft nach den Grundsätzen der Frauenbefreiung, deshalb wird diese Kampagne aktuell weitergeführt, um dem Thema weitere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

Kostenlose Gesundheitsversorgung

In den gesamten Gebieten Nord und Ostsyriens ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung eine der größten Herausforderungen der Revolution, da es nicht nur an qualifiziertem Personal fehlt, auch das wirtschaftliche und logistische Embargo, unter dem sich die autonom verwalteten Gebiete befinden, erschwert die medizinische Lage ungemein.

Der Volksrat von Deir ez-Zor konnte nun trotzdem drei neue Gesundheitszentren in der Region eröffnen, nachdem der IS vertrieben wurde. Jedes dieser Zentren deckt die Dörfer in seiner Umgebung ab, um deren Bedürfnisse zu regeln.

Das Mihemide Medical Center im Westen von Deir ez-Zor etwa hat nun die Möglichkeit neben Krankheiten wie Polio und Masern auch Verbrennungen, Knochenbrüche und Leishmaniose zu behandeln. Mit seinen drei Expert*innen und sieben männlichen sowie vier weiblichen Mitarbeiter*innen kann das Zentrum täglich zwischen 60 und 80 Patienten behandeln, statt zuvor vier pro Tag. Die Behandlung ist für alle Patienten kostenlos.

Diese und weitere Arbeiten führen dazu, dass langsam immer mehr Menschen, die während des Krieges in Camps wie das in al-Hol in der Nähe von Hesekê ziehen mussten, wieder in ihre Häuser zurückkehren können. Die Erfolge der Arbeiten sind groß, genau wie die Aufgaben, die der lokalen Verwaltung noch bevorstehen...